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Herzrisiko nach Bulimie über Jahre erhöht

Autor: Dr. Anne Benckendorff

Die Essstörung kann auch noch Jahre später dem Herzen Probleme bereiten. Die Essstörung kann auch noch Jahre später dem Herzen Probleme bereiten. © iStock/KatarzynaBialasiewicz
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Bulimie-Patientinnen haben nicht nur ein erhöhtes Risiko für kurzzeitige kardiovaskuläre Komplikationen. Noch Jahre später drohen ihnen ernste Folgen für Herz und Kreislauf.

Dass das Herz und die Blutgefäße bei einer Bulimia­ nervosa kurzzeitig in Mitleidenschaft gezogen werden, ist bekannt. Um zu klären, was die Essstörung auf lange Sicht für das kardiovaskuläre System bedeutet, hat eine kanadische Forschergruppe 818 Patientinnen, die zwischen 2006 und 2016 in Quebec wegen einer Bulimie stationär aufgenommen wurden, bis zum März 2018 beobachtet.

Als Vergleichsgruppe dienten den Wissenschaftlern fast 416 000 Frauen, die im gleichen Zeitraum im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft – etwa wegen einer Geburt, einer Abtreibung oder einer Extrauterin­gravidität – in die Klinik gekommen waren.

Das Sterberisikoist verfünffacht

Wie die Auswertung ergab, betrug die Inzidenz von is­chämischer Herzerkrankung, Atherosklerose und Herzinfarkt in der Bulimie-Gruppe 10 pro 1000 Patientenjahre, bei den Schwangeren 1 pro 1000 Patientenjahre. Bei Frauen, die dreimal oder öfter­ wegen ihrer Hyperorexie hospitalisiert wurden, lag sie sogar bei 25.

Unter Berücksichtigung von Faktoren wie Depression und Angststörungen, aber auch Bildungsstatus und Einkommen berechneten die Wissenschaftler  für die Patientinnen ein mehr als vierfach erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen sowie ein nahezu fünffach erhöhtes Sterberisiko.

Betroffene regelmäßig gezielt untersuchen

Am riskantesten stellten sich die ersten zwei Jahre nach der Erstaufnahme heraus. Innerhalb von zehn Jahren hatte sich das Risiko wieder normalisiert. Die Studienautoren schließen daraus, dass Frauen mit der Essstörung ein langfristiges kardiovaskuläres Risiko haben. Die Kollegen schlagen deshalb vor, diese Patientinnen regelmäßig gezielt zu untersuchen und ihnen bei Bedarf präventive Therapien anzubieten.

Quelle: Tith RM et al. JAMA Psychiatry 2019;  DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2019.2914