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Harnwegsinfektionen Hipp, hipp, Urat

Autor: Dr. Anne Benckendorff

Der getestete Wirkstoff war Antibiotika nicht unterlegen. Der getestete Wirkstoff war Antibiotika nicht unterlegen. © iStock/spukkato
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Anstelle von Antibiotika könnte sich Methenamin Hippurat als Prophlaxe für rezidivierende Harnwegsinfektionen (HWI) eignen. So das Ergebnis einer britischen Studie.

Oral aufgenommenes Methenamin Hippurat wird in der sauren Umgebung der distalen Nierentubuli zu Formaldehyd hydrolysiert. Das wiederum wirkt bakterizid, indem es Proteine und Nukleinsäuren der Erreger denaturiert. Die britischen Kollegen gaben 240 Frauen in einem Durchschnittsalter von 50 Jahren mit rezidivierenden HWI randomisiert über ein Jahr unverblindet entweder eine übliche Antibiotikaprophylaxe oder Methenamin Hippurat. Die Wirkung wurde anhand der Inzidenz symptomatischer, antibiotikabedürftiger Harnwegsinfektionen beurteilt. Als Nicht-Unterlegenheitsschwelle definierte man einen Unterschied von einer HWI-Episode pro Personenjahr.

Nicht-Unterlegenheit wurde erreicht

Die Frauen in der Methen­amin-Hippurat-Gruppe erlitten im Untersuchungszeitraum im Schnitt 1,38 HWI-Episoden verglichen mit 0,89 in der Antibiotika-Gruppe, entsprechend einer absoluten Differenz von 0,49. Gemäß der vorab festgelegten Definition war damit die Nicht-Unterlegenheit bestätigt. Unerwünschte, meist milde Ereignisse traten in der Methenamin-Hippurat-Gruppe bei 24 % und in der Antibiotika-Gruppe bei 28 % auf.

Die Autoren konstatieren, dass Methenamin Hippurat bei entsprechender Patientenpräferenz eine Alternative zur Antibiotikaprophylaxe darstellen könnte. Die Verfasser eines Editorials sehen dies genauso, zumal sich manch Betroffener mit einer dauerhaften Antibio­tikaeinnahme unwohl fühlt.2 Sie vermuten aber, dass sich Diskussionen an der gewählten Nicht-Unterlegenheitsschwelle entzünden werden.

Quellen:
1. Harding C et al. BMJ 2022; 376: e068229; DOI: 10.1136/bmj-2021-0068229
2. Hoffmann TC et al. BMJ 2022; 376: o533; DOI: 10.1136/bmj.o533