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Hyperglykämische Krise: Welche Umstände die stationäre Todesrate beeinflussen

Autor: Dr. Judith Lorenz

Was sind die Risikofaktoren der Klinikmortalität? Was sind die Risikofaktoren der Klinikmortalität? © nito – stock.adobe.com
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Diabetespatienten, die gleichzeitig mit einer diabetischen Ketoazidose und einer hyperosmolaren Hyperglykämie ins Krankenhaus kommen, haben einer neuen Studie zufolge ein größeres Risiko dort zu sterben. Doch auch therapiebedingte Effekte in den ersten 48 Stunden scheinen ausschlaggebend zu sein.

In einer retrospektiven Analyse verglichen Professor Dr. Francisco J. Pasquel von der Emory University in Atlanta und Kollegen die Prognose von Patienten, die mit einer Ketoazidose, einer hyperosmolaren Hyperglykämie oder beiden Zuständen stationär aufgenommen wurden. Die zugrundeliegenden Daten stammten von 1211 Patienten, die zwischen 2005 und 2015 an einer von zwei akademischen Kliniken aufgenommen werden mussten.

Die Wissenschaftler analysierten erstens, wie häufig die einzelnen Indikationen und deren Kombination auftraten. Zweitens untersuchten sie mögliche Zusammenhänge der Erkrankungsschwere und der klinischen Komorbiditäten mit der Krankenhaussterblichkeit in den ersten 30 Tagen nach der Aufnahme. Drittens gingen sie der Frage nach, inwiefern Komplikationen der Klinikinterventionen wie etwa der Insulinbehandlung mit der Sterblichkeit zusammenhängen.

465 Patienten (38 %) litten an einer isolierten diabetischen Ketoazidose, 421 (35 %) an einer isolierten hyperosmolaren Hyperglykämie und 325 (27 %) an deren Kombination. Die Patienten mit einer isolierten hyperosmolaren Hyperglykämie waren im Vergleich zu den anderen beiden Gruppen älter, häufiger afroamerikanischer Abstammung und hatten einen höheren Bodymassindex (BMI). Die Patienten mit einer kombinierten Problematik wiesen gegenüber den isolierten Zuständen bei der Klinikaufnahme höhere Blutzuckerspiegel auf.

Bei Berücksichtigung des Alters, des Geschlechts, des BMI, der ethnischen Zugehörigkeit sowie der Komorbiditäten zeigte sich: Das Klinikmortalitätsrisiko war für Patienten mit einer kombinierten Stoffwechselstörung im Vergleich zu Patienten mit einer isolierten hyperosmolaren Hyperglykämie um den Faktor 2,7 erhöht, gegenüber einer isolierten Ketoazidose war es 1,8-fach erhöht.

Therapiefolgen können das Sterberisiko steigern

Unabhängig von der Art der metabolischen Entgleisung ging ein akutes Nierenversagen mit einem mehr als fünffach erhöhten Sterberisiko einher (adjustierte Odds Ratio [aOR] 5,56; 95%-KI 2,69-11,5). Auch bei einer therapiebedingten Hypoglykämie (< 40 mg/dl) innerhalb von 48 Stunden nach der Aufnahme stieg in allen drei Gruppen die Mortalität signifikant (aOR 4,8; 95%-KI 1,4–16,8). Gleiches galt für die schwere Hypokaliämie, auch hier stieg das Risiko um knapp das Fünffache (aOR 4,9; 95%-KI 1,3–18,8).

Angesichts der gegenwärtigen Diabetesepidemie und steigenden Zahl an Patienten, die sich mit einer hyperglykämischen Krise in der Klinik vorstellen, bedarf es, die Betroffenen mit dem höchsten Sterberisiko zu identifizieren und gegenzusteuern, betonen die Studienautoren.

Die Kombination von Ketoazidose und hyperosmolarer Hyperglykämie ist häufig, resümieren die Wissenschaftler: Sie betrifft etwa ein Viertel der Patienten und geht mit einem etwa zweifach erhöhten Mortalitätsrisiko einher. Unabhängig von der Art der Stoffwechselentgleisung verschlechtern häufig in Folge der Insulintherapie auftretende Hypoglykämie und Hypokaliämie die Prognose. Die Experten empfehlen daher, während dieser Behandlung sowohl den Blutzuckerspiegel als auch den Kaliumhaushalt sorgfältig zu überwachen.

Quelle: Pasquel FJ et al. Diabetes Care 2020; 43: 349-357; DOI: 10.2337/dc19-1168