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Obstruktive Schlafapnoe und Hypertonie Hypoxie tagsüber trainieren?

Autor: Maria Weiß

Eine Arbeitsgruppe kommt zu dem Ergebnis, dass sich eine kontrollierte intermittierende Hypoxie am Tag positiv auf das Herz-Kreislauf-Risiko von OSA-Patienten und Hypertonie auswirken könnte. (Agenturfoto) Eine Arbeitsgruppe kommt zu dem Ergebnis, dass sich eine kontrollierte intermittierende Hypoxie am Tag positiv auf das Herz-Kreislauf-Risiko von OSA-Patienten und Hypertonie auswirken könnte. (Agenturfoto) © Andrey Popov – stock.adobe.com
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Nächt­liche intermittierende Hypoxien gelten bei schlafbezogenen Atemstörungen als Ursache einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität.

Eine kontrollierte intermittierende Hypoxie am Tag scheint sich dagegen positiv auf das Herz-Kreislauf-Risiko von Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) und Hypertonie auszuwirken. Zu diesem Studienergebnis kommt eine Arbeitsgruppe um Gino S. Panza vom Veterans Affairs Medical Center in Detroit.

An der Untersuchung nahmen 16 männliche Hypertoniker mit OSA und ambulanter Therapie mit CPAP (continuous positive airway pressure) teil. Über drei Wochen wurden zehn von ihnen an fünf Tagen pro Woche tagsüber über 12 x 2 Minuten einer intermittierenden Hypoxie (abwechselnd mit 2 min Normoxie) ausgesetzt. Sechs Patienten erhielten eine entsprechende Sham-Behandlung.

Systolischer Ruhedruck um 10 mmHg reduziert

Am Ende der Therapiephase lag der systolische Ruheblutdruck in der Verumgruppe über 24 h deutlich niedriger als vor der Behandlung (142,9 mmHg vs. 132,0 mmHg). In der Sham-Behandlungsgruppe blieb er dagegen konstant. Mit der Blutdrucksenkung einher ging offenbar eine erhöhte parasympathische und reduzierte sympathische Aktivierung, wie die Analyse von Blutdruck und Herzfrequenzvariabilität andeutete. Auch die Kollapsneigung der oberen Atemwege im Schlaf wurde durch das „Hypoxietraining“ am Tag stabilisiert und die CPAP-Adhärenz verbesserte sich. Negative Auswirkungen auf neurokognitive Funktionen oder den Stoffwechsel wurden nicht beobachtet.

Viele offene Fragen sind noch zu klären

In dieser Proof-of-concept-Studie wurde somit gezeigt, dass eine begrenzte Hypoxämie nicht in jedem Fall schädlich sein muss, schreibt Danny J. Eckert vom Adelaide Institute for Sleep Health in Australien in einem Editorial. Bevor man jetzt entsprechende therapeutische Konzepte erprobe, müssten aber noch einige grundsätzliche Fragen geklärt werden. Dazu gehören die optimale Dauer, Dosis und Tageszeit der Hypoxämie sowie der mögliche Einfluss von Faktoren wie Komorbidität und Medikation. Unklar ist bisher auch noch, welchen Effekt eine Langzeitanwendung hat, welche Subgruppen von Patienten davon besonders profitieren und bei welchen man vielleicht eher Schaden anrichtet. 

Quellen:
1. Panza GS et al. Am J Respir Crit Care Med 2022; 205: 949-958; DOI: 10.1164/rccm.202108-1808OC
2. Eckert DJ, Sands SA. Am Respir Crit Care Med 2022; 205: 869-872; DOI: 10.1164/rccm.202201-0113ED