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Blutdrucksenkung Mehr Marathon als Sprint

Autor: Dr. Andrea Wülker

Eine derart intensive Therapie ist im Alltag kaum möglich. Eine derart intensive Therapie ist im Alltag kaum möglich. © ap_i – stock.adobe.com
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Vor zwei Jahren erregte die groß angelegte SPRINT*-Studie viel Aufmerksamkeit.

Sie hatte gezeigt, dass eine intensive Senkung des Blutdrucks auf systolische Zielwerte unter 120 mmHg im Vergleich zu einer Standardbehandlung mit systolischen Werten unter 140 mmHg die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität deutlich senkt. Wie aber wirkt sich eine intensive Blutdrucksenkung langfristig auf die Mortalität aus?

Dieser Frage ging das Team um Dr. Byron Jaeger von der Wake ­Forest University School of ­Medicine in Winston-Salem nach.1 Die Wissenschaftler untersuchten in einer Sekundäranalyse den Langzeiteffekt der intensiven Hypertonietherapie auf die kardiovaskuläre Sterblichkeit und die Gesamtmortalität der Teilnehmer etwa 4,5 Jahre nach Ende der SPRINT-Studie.

Nutzen der Therapie war nicht von langer Dauer

Während der Interventionsphase, die sich median über 3,3 Jahre erstreckte, erzielte die strikte Blutdrucksenkung einen bemerkenswerten Vorteil im Hinblick auf die kardiovaskuläre und die Gesamtmortalität (Hazard Ratio, HR, 0,66 bzw. 0,83). Leider ließ sich dieser positive Effekt auf die Sterblichkeit nach einem medianen Follow-up von insgesamt 8,8 Jahren nicht mehr nachweisen (HR 1,02 bzw. 1,08), berichten Dr. ­Jaeger und Kollegen. 

Nach Studienende stieg zudem der ambulant gemessene systolische Blutdruck bei den Teilnehmern, die eine strikte Blutdrucksenkung erhalten hatten, um durchschnittlich 7 mmHg an. „Der Nutzen der intensiven Therapie auf die kardio­vaskuläre und Gesamtmortalität besteht nach Ende der Studie nicht mehr“, fassen die Autoren ernüchtert zusammen. Die steigenden sys­tolischen Werte der ursprünglich intensiv und erfolgreich behandelten Patienten zeige, dass Bluthochdruck langfristig und konsequent therapiert werden müsse, um auf lange Sicht einen Einfluss auf die Sterblichkeit erzielen zu können.

Ein Kommentar zu der Sekundär­analyse benennt gleich mehrere Gründe, warum das gute Ergebnis der strikt behandelten Menschen nicht von Dauer war.2 Während der Interventionsphase wurden diese Patienten sehr engmaschig kontrolliert, nämlich anfangs jeden Monat, später mindestens sechsmal pro Jahr. Eine derart intensive Betreuung sei im praktischen Alltag nicht möglich, schreiben die Kommentatoren. Zudem waren die SPRINT-Teilnehmer mit durchschnittlichen 68 Jahren schon älter und wiesen bereits Gefäßschäden auf, was eine anhaltende und intensive Senkung des systolischen Blutdrucks deutlich erschwert.

*    Systolic Blood Pressure Intervention Trial

Quellen: 1.    Jaeger BC et al. JAMA Cardiol 2022;  DOI: 10.1001/jamacardio.2022.3345 / 2.    Jones DW et al. JAMA Cardiol 2022; DOI: 10.1001/jamacardio.2022.3357