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FLASH-Strahlentherapie Im Bruchteil einer Sekunde

DKK 2024 Autor: Elisa Sophia Breuer

Die FLASH-Strahlentherapie verspricht weitaus weniger Nebenwirkungen als die konventionelle Radiatio. (Agenturfoto) Die FLASH-Strahlentherapie verspricht weitaus weniger Nebenwirkungen als die konventionelle Radiatio. (Agenturfoto) © Mark Kostich – stock.adobe.com
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Weniger als eine Sekunde dauert die FLASH-Bestrahlung. Die Dosisleistung ist dabei bis zu tausend Mal höher als bei einer konventionellen Radiatio. Gleichzeitig geht sie mit weniger Nebenwirkungen einher. Ist das die Zukunft?

Eine gezielte, sehr kurze Bestrahlung mit höherer Dosis und viel weniger Nebenwirkungen – dies ermöglicht das neue Verfahren der FLASH-Strahlentherapie. Zwar wurde es bislang fast nur in präklinischen Modellen geprüft, wie Prof. Dr. rer. nat. Udo­ Gaipl­, Translationale Strahlenbiologie, Uniklinikum Erlangen, betonte. Doch die Ergebnisse sind „sehr valide“.

Während die konventionelle Radiatio bei einer Dosisrate von 2 Gy/min rund 15 Minunten in Anspruch nimmt, benötigt FLASH für 30 Gy bei einer Dosisrate von 40 Gy/sec nur den Bruchteil einer Sekunde. Damit ist die Dosisleistung bis zu tausend Mal höher. „Biologisch hat das die gleiche Wirkung wie eine wiederholte Standardbestrahlung“, erklärte Prof. Gaipl. Die Anwendung gehe mit weniger Nebenwirkungen im gesunden Gewebe und zumindest mit einer Aufrechterhaltung der Tumorkontrolle einher. 

Die zugrunde liegenden Mechanismen sind noch nicht vollständig aufgedeckt. Bisher weiß man, dass 

  • hohe Dosisleistungen die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) reduzieren,
  • durch die Verringerung des bestrahlten Blutvolumens im Blut zirkulierende Immunzellen geschont werden, was u.a. die Wirkung einer Immuntherapie aufrecht erhält,
  • im Gewebe die Aktivierung von TGF-β reduziert wird, das Tumorzellen vor einer Attacke durch das Immunsystem schützt,
  • es zu einer geringeren Entzündungsinduktion kommt und
  • humane hämatopoetische Stamm- und Vorläuferzellen im Mausmodell die Fähigkeit behalten, das hämatopoetische System zu rekonstruieren.

Dem Experten zufolge kann das neue Verfahren vermutlich zwei Limitationen der Radiotherapie überwinden. So könnten künftig auch Erkrankte bestrahlt werden, deren Karzinom ungünstig liegt. „Der Tumor sitzt nicht immer an der Oberfläche, sondern systemisch.“ Zudem seien mehr Re-Bestrahlungen möglich, da die Anwendung mit weniger Toxizitäten einhergeht. Da Patient:innen seltener zur Behandlung kommen müssten, sei FLASH außerdem kostengünstiger.

Aktuell werden Studienprotokolle bei Hautkrebs aufgesetzt, um die Therapiesicherheit im Menschen zu prüfen. Darauf sollen kleine Studien folgen, die die Wirkung im Fokus haben. Hoffnung schenkt die Kasuistik eines Patienten mit multiresistentem kutanem Lymphom. Auf FLASH sprach der Tumor vollständig und dauerhaft an. Eine mögliche Erkärung: „Erst mit einer Einzeldosis über 10 Gy kann eine Strahlenresistenz von manchen Tumoren überwunden werden.“

Quelle: Gaipl U. 36. Deutscher Krebskongress; Pressekonferenz der DEGRO „Innovationsfeld Strahlentherapie“, Vortrag „In a flash! Neues Verfahren (Flash-Strahlentherapie) verspricht weniger Nebenwirkungen durch extrem kurze Bestrahlungsdauer“