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Hirntumorrisiko Indikation streng stellen und Bestrahlungsprotokolle optimieren

Autor: Petra Eiden

Forschende fanden einen linearen Zusammenhang zwischen Strahlendosis einer  Computertomografie und dem Risiko für Gehirntumoren.
Forschende fanden einen linearen Zusammenhang zwischen Strahlendosis einer Computertomografie und dem Risiko für Gehirntumoren. © Sergei-Ulanov – stock.adobe.com
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Kinder werden oftmals am Kopf mittels Computertomografie untersucht. Gleichzeitig treten Gehirntumoren in der pädiatrischen Population häufig auf. In der großen, multizentrischen, europäischen Kohortenstudie EPI-CT prüften Forschende, ob die CT in jungen Jahren die Gefahr für Hirntumoren erhöht – und fanden einen linearen Zusammenhang zwischen Strahlendosis und Risiko.

Bei Kindern und Jugendlichen hat die Zahl der Computertomografien seit den 1990er-Jahren deutlich zugenommen; erst ab 2010 kam es zu einer Stabilisierung bzw. Abnahme der Häufigkeit. Das bildgebende Verfahren spielt zwar eine wichtige Rolle in der Diagnostik, doch es gibt Hinweise, dass viele der Untersuchungen unnötig sind. Daher ließe sich die Strahlenbelastung unter Umständen reduzieren, ohne die diagnostische Genauigkeit zu beeinträchtigen. 

Es besteht insbesondere die Sorge, dass CTs das Risiko für Hirntumoren, die zu den häufigsten kindlichen Krebsarten gehören, in der Gruppe der pädiatrischen Patient:innen erhöhen könnten. Zugleich ist der Kopf derjenige Bereich des Körpers, der bei Kindern am häufigsten mittels CT untersucht wird. Befeuert wird diese Sorge durch epidemiologische Studien, die auf ein erhöhtes Risiko für kindliche Hirntumoren nach CT-Untersuchungen hindeuten. Da diese jedoch alle relativ wenig Fälle eingeschlossen und nicht die Strahlendosen für verschiedene Organe erfasst haben, prüften Wissenschaftler:innen in der europäischen Kohortenstudie EPI-CT, ob sich ein derartiger Zusammenhang bestätigen lässt.

Strahlendosis und Krebsgefahr

Während eines medianen Follow-ups von 5,6 Jahren (beginnend 5 Jahre nach der ersten CT-Untersuchung) waren 165 Hirntumoren aufgetreten, davon 121 (73 %) Gliome. Die kumulative Strahlendosis im Gehirn über fünf Jahre betrug bei den Patient:innen insgesamt im Durchschnitt 47,4 Milligray (mGy) und 76 mGy in der Gruppe von Betroffenen, die einen Hirntumor entwickelt hatten. Es zeigte sich ein linearer, signifikanter Zusammenhang zwischen Strahlendosis und Krebsgefahr: Das relative Exzessrisiko pro 100 mGy belief sich bei den Hirntumoren insgesamt bzw. Gliomen auf 1,27 bzw. 1,11. 

Einschlusskriterien von EPI-CT

Die Studie basierte auf den Daten von 658.752 Patient:innen aus neun europäischen Ländern, bei denen zwischen 1977 und 2014 im Alter von < 22 Jahren mindestens ein CT durchgeführt worden war. Die Teilnehmer:innen durften vor dem ersten CT keine Krebs- oder benigne Hirntumordiagnose erhalten haben. Zudem mussten sie wenigstens fünf Jahre nach dem ersten CT noch leben und in dieser Zeit krebsfrei sein. Die Daten, inklusive der kumulativen Strahlendosis des Gehirns, stammten aus den Krankenhäusern, in denen die CT-Untersuchungen vorgenommen worden waren. Sie wurden verknüpft mit Daten aus nationalen oder regionalen Krebsregistern.

EPI-CT ist die bislang größte multinationale Studie ihrer Art. Ihre Ergebnisse sind robust. Sie liefern wichtige Hinweise, dass bereits eine Exposition mit geringer Strahlendosis das Krebsrisiko erhöht. Demnach untermauern die Daten die Bedeutung von Empfehlungen zum Strahlenschutz im medizinischen Setting, etwa zur strengen Indikationsstellung beim Einsatz des CTs und zur Optimierung der Bestrahlungsprotokolle.

Quelle:
Hauptmann M et al. Lancet Oncol 2023; 24:45-53; DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00655-6