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Kolonkarzinom Entzündung runter, Prognose rauf

Autor: Dr. Judith Lorenz

Ein Wissenschaftler:innen Team untersucht, ob inflammatorische Zytokine mit dem Rezidiv- und Sterberisiko von Darmkrebserkrankten korrelieren. 
Ein Wissenschaftler:innen Team untersucht, ob inflammatorische Zytokine mit dem Rezidiv- und Sterberisiko von Darmkrebserkrankten korrelieren. © New Africa – stock.adobe.com
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Menschen mit einem Kolonkarzinom im Stadium III, die nach der Diagnose erhöhte Entzündungsmarker aufweisen, haben möglicherweise ein erhöhtes Rezidiv- und Sterberisiko. Zu diesem Ergebnis kommen amerikanische Forschende nach Auswertung umfangreicher Patient:innendaten.

Chronische Entzündungen gelten als Wegbereiter für die kolorektale Karzinogenese. Welchen Einfluss sie auf die Prog­nose haben, ist dagegen kaum untersucht, berichten Kolleg:innen um Dr. Dr. En Cheng, Kaiser Permanente Northern California, Oakland. Das Team ging der Frage nach, ob die inflammatorischen Zytokine IL-6 und TNF-a sowie hochsensitives C-reaktives Protein (hsCRP) mit dem Rezidiv- und Sterberisiko von Darmkrebserkrankten korrelieren. 

Dazu analysierten sie die Daten von 1.494 Personen mit einem Kolonkarzinom im Stadium III, die zwischen 2010 und 2015 an einer multizentrischen Phase-3-Studie zur adjuvanten Chemotherapie teilgenommen hatten. Die im Median 61,3 Jahre alten Patient:innen hatten drei bis acht Wochen nach der Tumoroperation, aber noch vor der Chemotherapie Plasmaproben zur Verfügung gestellt. Aus diesem Material wurden die Biomarker IL-6, löslicher TNF-a-Rezeptor 2 (sTNF-aR2) – ein Surrogatparameter für TNF-a – sowie hsCRP bestimmt. Die Studienendpunkte umfassten das krankheitsfreie, das rezidivfreie sowie das Gesamtüberleben

Hohe Entzündungsaktivität, schlechtes DFS

Während der medianen Nachbeobachtungszeit von rund sechs Jahren verzeichneten die Forschenden 327 Rezidive, 244 Todesfälle und 387 Ereignisse in Bezug auf den Endpunkt krankheitsfreies Überleben (DFS). Unabhängig vom Bio­markertyp hatten Teilnehmende mit den höchsten Konzentrationen der inflammatorischen Parameter (höchstes Quintil) im Vergleich zu Personen mit der geringsten Entzündungsaktivität (niedrigstes Quintil) ein schlechteres DFS. Berücksichtig­ten die Kolleg:innen klinische, pathologische und Lebensstilfaktoren, blieben die Assoziationen signifikant (IL-6: HR 1,52; sTNF-aR2: HR 1,77; hsCRP: HR 1,65). Ähnliches beobachteten die Wissenschaftler:innen im Hinblick auf das rezidivfreie Überleben sowie das OS.

Funktion der inflammatorischen Zytokine

IL-6 und TNF-a aktivieren molekulare Sig­nalwege, welche die Tumorproliferation, -migration und -angiogenese stimulieren. Die Zytokine induzieren zudem die hepatische CRP-Transkription und -sekretion, erläutern die Forschenden.

Vielleicht bietet der Entzündungszustand der Patient:innen einen therapeutischen Ansatzpunkt, hoffen die Autor:innen: Man müsse nun prüfen, inwiefern antiinflammatorische Interventionen möglicherweise die Prognose des Kolonkarzinoms verbessern können.

Quelle:
Cheng E et al. JAMA Oncol 2023; DOI: ­10.1001/jamaoncol.2022.6911