Grüppchenbildung bei COPD Je nach Komorbiditäten lassen sich Patientencluster mit unterschiedlicher Krankheitslast identifizieren

Autor: Dr. Susanne Meinrenken

Zu den häufigsten Komorbiditäten zählen Osteoporose, Muskelschwund, Anämie, Krebs sowie renale, kardiovaskuläre, metabolische und neuropsychiatrische Leiden. (Agenturfoto) Zu den häufigsten Komorbiditäten zählen Osteoporose, Muskelschwund, Anämie, Krebs sowie renale, kardiovaskuläre, metabolische und neuropsychiatrische Leiden. (Agenturfoto) © Angelov – stock.adobe.com

Wer an einer chronisch obstruktiven Lungen­erkrankung leidet, weist oft Komorbiditäten auf. Statt die Krankheiten einzeln ins Visier zu nehmen, könnte ein Blick auf bestimmte Patientencluster Vorteile bringen.

Nicht nur die eingeschränkte Lungenfunktion beeinträchtigt Patientinnen und Patienten mit COPD. Begleiterkrankungen können u. a. die Symptome verschlimmern und das Risiko für Hospitalisierungen oder die Mortalität erhöhen. Zu den häufigsten Komorbiditäten zählen Osteoporose, Muskelschwund, Anämie, Krebs sowie renale, kardiovaskuläre, metabolische und neuropsychiatrische Leiden. Die Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) empfiehlt, die individuellen Krankheiten jeweils getrennt voneinander zu behandeln. Das sieht das Team um Line Egerod von der Universität Kopenhagen anders. Dieses Vorgehen berge z. B. die Gefahr einer Polypharmazie.

Ein besseres COPD-Management wäre möglich, wenn man die Betroffenen anhand ihrer Komorbiditäten in bestimmte Subgruppen mit ähnlichem Phänotyp einteilen könnte, glauben die Forschenden. Bisherige Studien zur Clusterbildung scheiterten jedoch u. a. an der Reproduzierbarkeit der Ergebnisse. Egerod et al. führten eine Clusteranalyse an zwei COPD-Kohorten durch. Zunächst wurden die Daten von 2.054 Teilnehmenden der ECLIPSE-Studie genutzt, um aus dreizehn möglichen Komorbiditäten KI-unterstützt Patientengruppen abzuleiten. An 776 Teilnehmenden der Groningen Severe COPD Cohort (GSCC) versuchte man anschließend, die gefundenen Cluster zu bestätigen.

Muskuloskelettales Cluster ähnelt dem Pink-Puffer-Typ

Die Patientinnen und Patienten waren im Mittel 63,3 bzw. 61,4 Jahre alt, 22 % bzw. 60 % galten gemäß GOLD als „Viel-Exazerbierer“. Bei etwa neun von zehn Personen fand sich mindestens eine Begleiterkrankung – am häufigsten Hypertonie und Muskelatrophie. Anhand von ECLIPSE entstanden vier Cluster:

  • muskuloskelettale Gruppe: gehäuft Untergewicht, Muskelschwund und Osteoporose; ausgeprägtes Emphysem (ähnlich der früheren Phänotypisierung als Pink Puffer); betrifft eher Frauen
  • mentale Gruppe: gehäuft psychische Erkrankungen; mehr Exazerbationen; Cluster mit den meisten Komorbiditäten; eher junge Frauen
  • kardiovaskuläre Gruppe: vermehrt Myokardinfarkte und Herzinsuffizienz; vergleichsweise gute Lungenfunktion; eher Männer und ältere Personen
  • metabolische Gruppe: Übergewicht, Diabetes und Hypertonie dominieren; betrifft eher ältere Männer (klassische Blue Bloater)

In der Groningen Severe COPD Cohort ließen sich die ersten beiden Cluster bestätigen. Allerdings hatten Teilnehmende in der muskuloskelettalen Gruppe der ECLIPSE-Studie im Vergleich zu denjenigen ohne Komorbiditäten eine erhöhte Mortalität (Hazard Ratio 2,3). Dieser Zusammenhang fand sich in der GSCC nicht. Cluster 3 und 4 fielen in dieser Kohorte in eine gemeinsame Gruppe, was dem Autorenteam zufolge vermutlich an der geringen Anzahl adipöser COPD-Kranker lag.

Frühzeitiges Screening auf Depression und Angststörung

Insbesondere das mentale Cluster repräsentiere einen wenig beachteten COPD-Phänotyp, so die Forschenden. Sie empfehlen bei häufigen Exazerbationen daher ein frühzeitiges Screening auf Depression und Angststörung. Grundsätzlich tragen diese Ergebnisse zu einem besseren Verständnis der diversen Komorbiditäten im Kontext einer COPD bei. Für zukünftige Leitlinien könnte die Einteilung in Cluster hilfreich sein. Jedoch müssen die zugrundeliegenden Pathomechanismen noch genauer untersucht werden.

Quelle: Egerod L et al. ERJ Open Res 2025; DOI: 10.1183/23120541.01289-2024