Anzeige

Krebs Kalorienreduziert lebt es sich länger

Autor: Dr. Judith Besseling

Besseres Ansprechen, geringeres Tumorwachstum und weniger Metastasierung – das sind Vorteile einer kalorienreduzierten Diät. Besseres Ansprechen, geringeres Tumorwachstum und weniger Metastasierung – das sind Vorteile einer kalorienreduzierten Diät. © iStock/fcafotodigital
Anzeige

Diäten geben viel Anlass für Diskussionen, egal ob positiv oder negativ. Auch für Krebspatient:innen scheinen sie von Bedeutung – zumindest manche. Welche Ernährungsform sich bei Personen mit Brust- oder Pankreaskarzinom besonders lohnt, verdeutlichen aktuelle Daten.

Ist eine Diät für Menschen mit Krebs wirklich relevant? Bei der Suche nach Antworten auf diese Frage kann eine Analyse aus dem Jahr 2018 helfen, betonte Prof. Dr. Andreas ­Neubauer­, Universitätsklinikum Marburg. In dieser Studie wurden gesunde Frauen in zwei Gruppen randomisiert. Sie nahmen entweder eine fettreduzierte (n = 19.541) oder eine übliche amerikanische Diät (n = 29.294) zu sich. Im Laufe der Zeit entwickelten 671 bzw. 1.093 Teilnehmerinnen ein invasives Mammakarzinom.

Im Bezug auf das Überleben wurde deutlich, dass die Patientinnen mit fettreduzierter Diät deutlich im Vorteil waren: Frauen, die sich median 8,5 Jahre vor der Krebsdiagnose so ernährt hatten, starben seltener als diejenigen mit normaler Ernährung (2,29 % vs. 2,85 %; HR 0,78; p = 0,01).

Während der Neoadjuvanz höheres Ansprechen möglich

Aber auch zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose und -therapie macht die Diät einen Unterschied, wie Prof. Neubauer aufzeigte. So erreichten Frauen mit Brustkrebs einen Benefit, wenn sie sich vor einer neo­adjuvanten Chemotherapie mit einer fastenähnlichen statt einer regulären niederländischen Diät ernährten. Unter den Teilnehmerinnen, die sich compliant verhalten hatten, sprachen 10 von 22 vs. 12 von 58 auf die Behandlung an (p = 0,01). „Wenn Frau die Diät durchhält, kann es also ein Vorteil sein in der neoadjuvanten Situation“, so der Experte.

Und auch im Pankreas kann die Ernährungsweise eine Rolle spielen, verdeutlichte Prof. Neubauer. Er präsentierte eine Studie aus 2021, in der die Forschenden im Mausmodell eine 40 % kalorienreduzierte und eine ketogene Diät gegen eine übliche Ernährung prüften. „Sowohl das Anwachsen des Tumors als auch dessen Gewicht, die Blutzuckerspiegel und das Insulin wurden deutlich abgesenkt“, erläuterte der Referent. Bei der ketogenen Diät hingegen ergab sich kein Unterschied zur normalen Ernährung, was sich laut Prof. Neubauer mit den Ergebnissen anderer Untersuchungen deckt.

Mäuse, die kalorienreduziert ernährt wurden, wiesen ein deutlich geringeres Level von Stearoyl-CoA Desaturase (SCD) auf. „Durch die Kalorienreduktion wird dieses Enzym herunterreguliert. Dadurch erfahren die Krebszellen gewisse Nachteile in der Metastasierung und dem Tumorwachstum“, so der Vortragende. Eine Überexpression der SCD lasse den Effekt verschwinden. Die Pankreastumorzellen scheinen demnach ungesättigte Fettsäuren dramatisch zu benötigen, verdeutlichte Prof. Neubauer. Deren Produktion verhindert die geringere SCD.

Vorwiegend auf pflanzliche statt tierische Fette setzen

Die Daten lassen sich auf den Menschen übertragen, wie die Ergebnisse einer weiteren Analyse aus dem Jahr 2021 darlegen. Daraus geht hervor, dass Menschen mit deutlich kalorienreduzierter Diät vor der Dia­gnose eines Pankreaskarzinoms ein signifikant verlängertes Überleben nach dieser Diagnose aufweisen. Ebenfalls wichtig:
eine vermehrte Aufnahme von pflanzlichen statt tierischen Fetten.

Quelle: Neubauer A. Best of Onko Update 2022