Anzeige

Chronisches Koronarsyndrom Keine halben Sachen

Autor: Maria Weiß

Neben einer Lebensstiländerung ist die Statintherapie mit dem Ziel der Senkung des LDL-Cholesterins auf < 55 mg/dl ein zentraler Punkt, von dem auch ältere Menschen profitieren. Neben einer Lebensstiländerung ist die Statintherapie mit dem Ziel der Senkung des LDL-Cholesterins auf < 55 mg/dl ein zentraler Punkt, von dem auch ältere Menschen profitieren. © SciePro- stock.adobe.com
Anzeige

Häufig erreichen ältere Menschen mit chronischem Koronarsyndrom nicht die LDL-Zielwerte, die laut Leitlinie das kardiovaskuläre Risiko deutlich senken können. Auf der Suche nach den Schuldigen kommen Patienten und Ärzte gleichermaßen infrage.

Alte multimorbide Menschen mit einem chronischen Koronarsyndrom sind in der Praxis sehr häufig anzutreffen. Bei der Therapie der Risikofaktoren sollte man in diesen Fällen nicht auf halber Strecke stehen bleiben, betonte Dr. Jana Boer, niedergelassene Kardiologin aus Erfurt. Denn diese Patienten haben ein hohes Risiko, an kardiovaskulären Komplikationen zu versterben.

Neben einer Lebensstiländerung ist die Statintherapie mit dem Ziel der Senkung des LDL-Cholesterins auf < 55 mg/dl ein zentraler Punkt, von dem auch ältere Menschen profitieren. Reicht die Monotherapie mit einem Statin in der höchstmöglichen Dosis nicht aus, sollte zügig Ezetimib hinzugenommen werden. Diese Möglichkeit werde allerdings selbst bei Hochrisikopatienten noch viel zu selten genutzt, so die Kardiologin. Noch ungünstiger sei die Lage bei der Verordnung von PCSK9-Hemmern, die durch viele Vorgaben und große bürokratische Hürden erschwert werde.

Hinzu kommt die oft mangelnde Adhärenz im Zusammenhang mit einer Statintherapie, die durch zweifelhafte Medienberichte über die „Cholesterinlüge“ und angeblich fatale Nebenwirkungen von Statinen befeuert wird. Zu dieser Verunsicherung der Patienten kommt noch das zum Teil fehlende Wissen der Ärzte und die Angst vor einem Regress hinzu.

All dies trägt dazu bei, dass die in den Leitlinien vorgegebenen Zielwerte oft nicht erreicht würden, so die Expertin. Nur 16 % der Hochrisikopatienten kommen in den LDL-Zielbereich von 55 mg/dl. Dabei müsse auch bedacht werden, dass jede Senkung des kardiovaskulären Risikos zu deutlichen Einsparungen im Gesundheitswesen führt.

Neben der LDL-Senkung kommt auch der körperlichen Aktivierung eine hohe Bedeutung zu. Empfohlen werden hier 150 Minuten moderates Training pro Woche (verteilt auf 3–5 Wochentage) – alternativ dazu 75 Minuten intensives Ausdauertraining. Zusätzlich sollte noch ein Muskelaufbautraining und bei über 65-Jährigen ein Koordinationstraining zur Sturzprophylaxe erfolgen. Immer wieder konnte gezeigt werden, dass sich durch ein solches Programm die Morbidität und Mortalität von KHK-Patienten erheblich senken lässt. Doch leider sieht auch in diesem Punkt die Realität völlig anders aus: Nur 25 % der Patienten geben irgendeine sportliche Aktivität an, 45 % treiben nach eigener Aussage überhaupt keinen Sport. Offensichtlich sind die Empfehlungen im Alltag der überwiegend älteren Menschen schwer umzusetzen und es mangelt ihnen an Motivation. Bewegungstracker und entsprechende motivierende Apps könnten möglicherweise hilfreich sein.

Bericht: DGIM Talk- "Klug entscheiden"