Anzeige

Gallenblasenschlamm und Mikrolithiasis Klarheit ins Wirrwarr bringen

Autor: Nils Bröckelmann

Über 90 % der befragten Experten sehen in der Endosonografie die Methode der Wahl, um Gallenblasen­sludge oder eine Mikrolithiasis nachzuweisen. Über 90 % der befragten Experten sehen in der Endosonografie die Methode der Wahl, um Gallenblasen­sludge oder eine Mikrolithiasis nachzuweisen. © SciePro – stock.adobe.com
Anzeige

Etwa bei jeder fünften akuten Pankreatitis bleibt die Ursache unklar. Laut Dr. Michał Zorniak­ vom LMU Klinikum in München und Kollegen dürfte ein Großteil dieser Fälle auf kleine Steine, Grieß (Mikrolithiasis) oder Gallenblasenschlamm (Sludge) im biliären Gangsystem zurückzuführen sein.

Die exakte Bedeutung von Gallengrieß und Gallenblasenschlamm für eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung ist bislang nicht ausreichend untersucht, schreiben die Wissenschaftler. Den Grund sehen sie vor allem darin, dass es keine einheitliche Definition der Begriffe gebe. Dies führe mitunter zu Unsicherheiten bei der Therapie.

In einem Prozess aus Literaturrecherchen und Umfragen unter führenden Gastroenterologen aus Europa, den USA, Indien und Ägypten deckten die Autoren die unterschiedlichen Ansichten und Begriffserklärungen auf. Auf dieser Grundlage erarbeiteten sie Vorschläge für eine einheitliche Definition von Mikrolithiasis und Sludge.

Über 90 % der befragten Experten sehen in der Endosonografie die Methode der Wahl, um Gallenblasen­sludge oder eine Mikrolithiasis nachzuweisen. Die Mehrheit (64 %) votiert für eine Cholezystektomie, wenn sich bei akuter Pankreatitis Grieß oder Steinchen in den Gallenwegen befinden. Allerdings bevorzugt etwa jeder vierte Befragte (24 %) die endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie. 

Auch in anderen Bereichen waren die Spezialisten uneins. Etwa bei der Frage, ob operiert werden soll, wenn die Endosonografie als Goldstandard nicht zur Verfügung steht, die Leberenzyme aber für einen Gallenstau sprechen. 32 % plädieren in einem solchen Fall für die Operation, 40 % dagegen. Auch der Ursodeoxycholsäure misst nicht jeder dieselbe Bedeutung zu.

Grieß wirft Schallschatten, Gallenblasensludge nicht

Die Autoren schlagen vor, bei echoreichem Material ohne Schallschatten von Gallenblasen­sludge zu sprechen. Eine biliäre Mikrolithiasis liegt ihrer Definition zufolge bei Steinen von 5 mm Größe oder kleiner vor. Dieser Grieß kann sich im gesamten Gallengangsystem befinden und wirft einen Schallschatten.

In einer retrospektiven Studie erprobten die Autoren ihre Definition und sortierten 177 Fälle von biliärer Pankreatitis nach der zugrunde liegenden Ursache. Sie fanden 50 Patienten mit Gallenblasenschlamm, bei 43 lag eine Mikro­lithiasis vor, bei 84 waren Gallensteine der Auslöser. Der Schweregrad der Erkrankung war von der Ursache unabhängig.

Die Wahrscheinlichkeit für Rezidive konnte die Gruppe nicht berechnen. In Anbetracht der offensichtlichen Unstimmigkeiten bei der Behandlung einer biliären Pankreatitis fordern die Autoren prospektive Studien zum Thema. Dabei müsse  man vor allem die Nebenwirkungen der Therapien und das Rezidivrisiko im Blick haben.

Quelle: Żorniak M et al. Gut 2023; DOI: 10.1136/gutjnl-2022-327955