
Zwischen hochnormal und hyperton Kleines Expertenupdate zum Bluthochdruck

Bei der Blutdruckkontrolle bleiben selbstverständlich validierte Geräte und eine standardisierte Messung – also nach fünf Minuten Ruhe, an beiden Armen, mehrfach wiederholt etc. – Pflicht. Neu empfohlen wird bei erhöhten Werten ein Test auf orthostatische Hypertonie bevor man Medikamente verordnet, erklärte PD Dr. Pascal Bauer, Medizinische Klinik I am Universitätsklinikum Gießen. Steht die Diagnose Bluthochdruck, sollte ein Basisscreening auf bereits entstandene Organschäden erfolgen, also Routinelabor und Urinuntersuchung plus 12-Kanal-EKG. Je nach Befunden oder Verdachtsmomenten schließen sich weitere Untersuchungen an.
Über eine neue Kategorisierung der gemessenen Werte berichtete Dr. Lucas Lauder von der Klinik für Kardiologie am Universitären Herzzentrum Basel. Gemäß Definition der ESC** gelten Werte zwischen 120 und 139 mmHg systolisch oder zwischen 70 und 89 mmHg diastolisch als erhöht, ab 140 mmHg bzw. 90 mmHg liegt eine Hypertonie vor.
Bei Herz-Kreislauf-Risiko schon früh intervenieren
Dass bereits bei erhöhtem Druck viele kardiovaskuläre Ereignisse drohen, weiß man schon lange. In einer Auswertung des Projektes Global Burden of Disease von 2015 ließen sich 30 % der disability-adjusted life years bei Teilnehmenden mit systolischem Blutdruck zwischen 115 und 140 mmHg ermitteln. Bei (sehr) hohem Herz-Kreislauf-Risiko sollte daher bei hochnormalen Werten eine Intervention, zumindest aber eine Lebensstilanpassung erfolgen. Zu tief darf der Druck jedoch nicht fallen: Unter systolisch 120 mmHg oder diastolisch 70 mmHg drohen Schäden durch Minderperfusion.
Wie groß der Einfluss einer Lebensstilanpassung ist, unterstrich PD Dr. Ksenija Stach-Jablonski von der V. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim. Schon 2011 sah man in einer Studie, dass bereits 15 Minuten Bewegung am Tag die Sterblichkeit um 14 % senkte. Das entsprach einer um drei Jahre längeren Lebenszeit. Geeignet ist vor allem isometrisches Training. Im Mittel fällt damit der systolische Druck um 9,4 mmHg, der diastolische um 4,3 mmHg. Das ist deutlich mehr, als sich mit Ausdauer- oder Kraftübungen erreichen lässt.
Eine Reduktion der Salzzufuhr auf unter 5 g/d bringt systolisch etwa 4–5 mmHg weniger. Die ESC empfiehlt, den Alkoholkonsum auf maximal 100 g/Woche zu begrenzen, dazu Rauchstopp, weniger Stress, eine erhöhte Kalium- und eine verminderte Zuckerzufuhr.
Praktisch am anderen Ende der Möglichkeiten steht die renale Denervation. Sie kommt bei unkontrollierter, resistenter Hypertonie infrage. Prof. Dr. Felix Mahfoud von der Klinik für Kardiologie am Universitären Herzzentrum Basel erinnerte an die Kriterien dafür:
- Praxisblutdruck ≥ 140/≥ 90 mmHg
- eGFR ≥ 40 ml/min/1,73 m2
- 24-Stunden-Blutdruckmessung ≥ 130 mmHg oder Tagesblutdruck ≥ 135 mmHg
- medikamentöse Behandlung mit mindestens drei Antihypertensivaabr
Quelle: 91. Jahrestagung der DGK*
* Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
** European Society of Cardiology