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Asthma durch Luftschadstoffe Kleinkinder aus der Gefahrenzone nehmen

Autor: Dr. Susanne Meinrenken

Kinder sollten in einem asthmafreundlichen Zuhause mit sauberer Luft groß werden, um sie vor potentiellen Gefahren gut zu schützen. (Agenturfoto) Kinder sollten in einem asthmafreundlichen Zuhause mit sauberer Luft groß werden, um sie vor potentiellen Gefahren gut zu schützen. (Agenturfoto) © Photographee.eu – stock.adobe.com
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Kinder, die vor dem dritten Geburtstag an Asthma erkranken, haben ein vergleichsweise hohes Risiko, auch als Erwachsene daran zu leiden. Dies wirft die Frage auf, was einer gesunden Entwicklung der Lunge entgegensteht und wie man vorbeugen kann.

Weltweit leiden 14 % der Kinder an Asthma, wie die International Study of Asthma and Allergies in Childhood (ISAAC) bereits 2013 ergab. Unter den 10- bis 14-Jährigen ist Asthma bronchiale die häufigste chronische Erkrankung. Der Grundstein für diese Malaise wird unter Umständen frühzeitig gelegt, denn die beiden ersten Lebensjahre sind für die Entwicklung von Lunge und Immunsystem entscheidend. In dieser Zeit schreitet die Ausbildung von Alveolen und Kapillaren enorm voran, danach nimmt das Organ nur noch weiter an Volumen zu. Dies macht die Lunge besonders anfällig für schädliche Einflüsse, schreiben Dr. Xin Dai und Kollegen von der Allergy and Lung Health Unit der Universität Melbourne. Hinzu kommt, dass die Kleinen aufgrund ihrer bodennahen Lebensweise in Innenräumen häufig stark schadstoffbelastete Luft einatmen – zudem mit höherer Frequenz als ältere Kinder.

Eine Reihe von Faktoren haben offenbar großen Einfluss auf eine gesunde Entwicklung der Atemwege.

Tabakrauch

Auch wenn Studien im Detail zu leicht unterschiedlichen Ergebnissen kommen, bleibt die Grundaussage gleich: Passivrauch schädigt die Lunge von Kindern. Raucht eine Frau während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren des Kindes, so steigt dessen Risiko, als Jugendlicher an Asthma zu leiden, deutlich an. Zudem fanden sich in jüngeren Studien auch Hinweise auf epigenetische Einflüsse: Hatte die Großmutter mütterlicherseits oder der zukünftige Vater vor der Konzeption geraucht, so ergab sich für den Nachwuchs ein erhöhtes Asthmarisiko. Ähnlich wie Tabakschwaden wirken Rauchpartikel aus Feuerstellen in Innenräumen auf die Lunge. Allerdings existieren nur wenige Daten zu einer derartigen Exposition speziell im Säuglingsalter und dem Zusammenhang zu Asthma, die vorhandenen jedoch zeigen einen negativen Effekt. Ob Schutzmaßnahmen wie Filter oder häufiges Lüften etwas nutzen, ist unklar.

Schimmelpilze

Die Sporen von Pilzen wie Cladosporium und Alternaria sind mit < 10 µm so klein, dass sie leicht tief in die Atemwege eindringen können. Im Allgemeinen wurde ein negativer Einfluss von Pilzsporen und feuchter Wohnumgebung für das Asthmarisiko bei Kindern gezeigt. Neben den Pilzsporen selbst können auch die zur Sanierung eingesetzten Reinigungsmittel die Lunge schädigen, merken die Autoren an.

Haustiere

Leben Katzen oder Hunde in einem Haushalt, finden sich entsprechende Tierallergene gehäuft in der Luft. Dass dies sich in einer höheren Allergie- oder Asthmarate niederschlägt, ließ sich in epidemiologischen Studien aber nicht konsistent zeigen. Meist ergab sich kein erhöhtes Asthmarisiko, manchen Studien zufolge sogar ein protektiver Effekt – möglicherweise als Ergebnis einer Toleranzinduktion. In einigen Studien jedoch zeigte sich ein vermindertes forciertes exspiratorisches Volumen bei Kindern, deren Familien Hunde oder Katzen hielten.

Putzmittel

Reinigungsmittel enthalten ganz verschiedene atemwegsreizende Substanzen, darunter volatile organische Substanzen, Ammoniumverbindungen und Chlor (Natriumhypochlorit). Wird in einem Haushalt viel geputzt, erkranken die Kinder häufiger an Asthma. Möglicherweise ist das Asthmarisiko bei Kindern sogar höher, wenn die zukünftige Mutter bereits zur Zeit der Konzeption intensiv putzte – die Reinlichkeit während der Schwangerschaft hatte hingegen keinen Einfluss. Prospektive Studien zu dieser Fragestellung müssen den Sachverhalt klären, fordern die Autoren.

Die Weichen für Asthma werden offenbar teilsweise bereits in frühester Kindheit gestellt. Xin Dai und Kollegen sprechen sich deshalb dafür aus, die Öffentlichkeit und v.a. werdende Eltern noch besser über das Gefahrenpotenzial von Tabakrauch, Gasöfen, Holzfeuerung und Ausdünstungen von Reinigungsmitteln zu informieren. Ziel müsse es sein, Kindern ein möglichst asthmafreundliches Zuhause mit möglichst sauberer Luft zu bieten.

Quelle: Dai X et al. Eur Respir Rev 2022; 31: 220020; DOI: 10.1183/16000617.0020-2022