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Hautkrankheiten Kognitiver Abbau durch Psoriasis oder Dermatitis?

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Entzündliche Krankheiten der Haut können zu kognitiven Einschränkungen führen. Entzündliche Krankheiten der Haut können zu kognitiven Einschränkungen führen. © Nuthawut – stock.adobe.com
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Die konsequente Therapie von Hauterkrankungen und altersbedingten Funktionsstörungen könnte dabei helfen, das Risiko für einen ko­gnitiven Abbau im Alter zu senken. Wissenschaftler haben den potenziellen Zusammenhang zwischen Haut und Hirnleistung genauer ergründet. 

Für die Psoriasis zeigten Beob­achtungsstudien eine erhöhte Neigung zu kognitiver Dysfunktion und Demenz. Diese Assoziation ist unabhängig von anderen Einflussfaktoren und verringerte sich, wenn die Patienten eine sys­temische Behandlung erhielten. Die Einbußen können sich je nach Psoriasis-Typ unterscheiden. Auch für verschiedene Formen der ekzematösen Dermatitis (atopisch, seborrhoisch etc.) gab es Hinweise auf einen Zusammenhang mit kognitiven Einbußen. Gleiches gilt möglicherweise für die Rosazea.

Bisher wurden geistige Einschränkungen bei Patienten meist auf das Alter zurückgeführt. Die eigentliche Ursache ist aber möglicherweise die Entzündung, schreiben S. Wen von der Southern Medical University in Guangdong und Kollegen. So konnten bei älteren Menschen höhere Serumspiegel für proinflammatorische Zytokine wie IL-6 und TNF-a nachgewiesen werden. Diese sind mit einem erhöhten Demenzrisiko assoziiert. Eine große Rolle spielt bei über 65-Jährigen die chronische niederschwellige Inflammation („Inflammaging“), die unabhängig von entzündlichen Dermatosen auftritt. Außerdem reduziert sich im Alter die kutane Barrierefunktion und es kommt zu einer verminderten Hydratation des verhornenden Stratums.

Entzündung beeinträchtigt die Blut-Hirn-Schranke

Die Autoren erklären sich die Situation so, dass entzündliche Hauterkrankungen ebenso wie die altersgeschädigte Haut zu einer vermehrten systemischen Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen führen. Die systemische Entzündung steigert die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke mit dem Resultat einer zerebralen Inflammation und nachfolgend einer kognitiven zerebralen Funktionsstörung. Eine antientzündliche Therapie kann zumindest in manchen Fällen das Risiko reduzieren. Bei Senioren ist die Verbesserung der epidermalen Funktion möglicherweise ein ebenso wichtiger Ansatzpunkt, um die Progression des kognitiven Verfalls zu bremsen. Diese Hypothese muss aber in weiteren Studien überprüft werden.

Quelle: Wen S et al. JEADV 2022; 36: 1705-1712;  DOI: 10.1111/jdv.18360