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Gesunde Ernährung Krebsprävention? Lecker!

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und Kaffee wirken protektiv. Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und Kaffee wirken protektiv. © karepa– stock.adobe.com
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Nahrungsmittel beeinflussen das Risiko für die Entwicklung gastrointestinaler Malignome. Viele Patienten wünschen sich daher Beratung in dieser Frage. Eine aktuelle Übersichtsarbeit fasst den Wissensstand in Bezug auf sechs wichtige Tumorarten zusammen.

Tumoren des Magen-Darm-Traktes gehören zu den häufigsten Krebserkrankungen. Die Pathogenese ist vielfältig, je nach Tumorart variieren die Risikofaktoren stark. Als unstrittig gilt jedoch mittlerweile, dass die Ernährung eine große Rolle bei der Prävention dieser Krebserkrankungen spielen kann, schreibt Dr. ­Lukas ­Schwingshackl vom Institut für Evidenz in der Medizin, Universitätsklinik Freiburg. Für diese Krebsarten darf ein Einfluss der Ernährung als belegt gelten:

Dickdarmkarzinom

Ein vermehrter Verzehr von rotem oder verarbeitetem Fleisch sowie von Wurstwaren steigert das Risiko für Malignome im Dickdarm. Mehr als 30 g/d Alkohol (entspricht ca. 750 ml Bier oder 325 ml  Wein), hat sich ebenfalls als ungüns­tig erwiesen. Auch das Körpergewicht hat einen überzeugend nachgewiesenen Einfluss: Bei einem BMI von 31 ­kg/­m2 etwa ist das Risiko um 34 % erhöht. Schwächer belegt, aber immer noch wahrscheinlich, ist der protektive Effekt von Vollkornprodukten (Relatives Risiko, RR 0,83 bei 90 g/d) und Ballaststoffen. Gleiches gilt für Milch und Milchprodukte (RR 0,84 bei 400 g/­d). Neuere Übersichtsarbeiten zeigten eine positive Wirkung für die mediterrane Kost und für eine Ernährung, die reichlich pflanzliche Komponenten enthält. Zudem gibt es eingeschränkt Hinweise auf einen protektiven Effekt von Fisch und Obst sowie Vitamin D und Multivitaminpräparaten.

Magenkrebs

Ein Anstieg des BMI um 5 kg/­m2 geht wahrscheinlich mit einem um 23 % erhöhten Risiko für Kardiakarzinome einher. Auch ein vermehrter Alkoholgenuss (> 45 g/d) begüns­tigt das Auftreten gastraler Malignome. Für salzreiche Lebensmittel wie verarbeitete Fleischwaren zeigte sich ebenfalls eine Assoziation. Dagegen wirken sich die Mittelmeerkost und der reichliche Konsum von Zitrusfrüchten – mit eingeschränkter Evidenz – präventiver aus. Im Fall eines Mangels kann die Supplementierung von Vitamin E, Betakarotin und Selen die Wahrscheinlichkeit für Magentumoren verringern.

Leberkarzinom

Es besteht ein überzeugender Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Aflatoxinen, etwa in belasteten Erdnüssen, Reis oder Kakaobohnen, und der Entwicklung von hepatischen Malignomen. Der Zusammenhang mit höherem Alkoholkonsum (> 45 g/d) und Adipositas ist ebenfalls gut belegt. Regelmäßiges Kaffeetrinken hat dagegen wahrscheinlich einen protektiven Effekt. Hinweise auf eine positive Wirkung wurden auch für eine mediterran Ernährung und für eine gesunde Kost mit reichlich Obst, Gemüse und Vollkornprodukten bei geringem Salz-, Fleisch- und Wurstkonsum gefunden. Der Genuss von Geflügel und Fisch könnte die Leber ebenfalls schützen. 

Pankreaskarzinom

Der einzige gesicherte Risikofaktor für den Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die Adipositas. Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang mit dem Verzehr von rotem oder verarbeitetem Fleisch sowie Alkohol. Auch gesättigte Fettsäuren und Fruktose erhöhen einigen Studien zufolge die Krebsgefahr. Eine Ernährung, die wenig Salz, verarbeitete Fleisch- und Wurstwaren und zuckergesüßte Getränke enthält, wirkt dagegen protektiv (RR 0,85). Auch Ballaststoffe, Obst und Gemüse sind günstig.

Gallenwegsmalignome

Zum Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Auftreten von Gallenblasenkrebs gibt es bisher noch keine gesicherte Evidenz. Wahrscheinlich ist ein BMI von 32,5 kg/­m2 mit einer Verdopplung des Risikos für diese Tumorform verbunden. Neueren Ergebnissen zufolge könnte eine mediterrane Ernährung das Risiko für die Entwicklung von Gallenblasenkarzinomen stark reduzieren. Dazu bedarf es aber weiterer Untersuchungen. Eine Assoziation mit Alkohol und Saccharose wurde bisher nicht beobachtet.

Ösophaguskarzinom

Wie bei anderen gastrointestinalen Tumoren ist die Adipositas auch ein Risikofaktor für das Auftreten von Adenokarzinomen der Speiseröhre. Ein linearer Anstieg des BMI um 5 kg/m2 geht mit einer Risikosteigerung um 48 % einher. Der Konsum von Alkohol verstärkt die Gefahr für ein Plattenepithelkarzinom (RR 1,25 pro 10 g/d). Der Einfluss von Nahrungsfaktoren ist bisher nicht gut gesichert. Allerdings steht Mate-Tee im Verdacht, mit dem Auftreten von Plattenepithelkarzinomen des Ösophagus zusammenzuhängen.

Rund 20 % aller Krebserkrankungen werden aktuellen Schätzungen zufolge durch Adipositas, zu hohen Alkoholkonsum und andere Ernährungsfaktoren verursacht, schreibt Dr. Schwingshackl. Generell scheine sich der Konsum von verarbeitetem Fleisch und Salz ungünstig auszuwirken, während Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Kaffee und Milchprodukte protektiv wirkten. Die Evidenz sei jedoch unterschiedlich stark und die Wirkmechanismen vielfach noch unklar. Zudem gelte es zu bedenken, dass die meis­ten Erkenntnisse auf Beobachtungsstudien basieren und kausale Schlussfolgerungen daher stets mit Vorsicht zu ziehen sind.

Quelle: Schwingshackl L. Ernährungs Umschau 2022; 69: M558-571; DOI: 10.4455/eu.2022.032

aktualisiert am 24.11.2022