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Psychische Erkrankung Mehr Frühgeburten, geringeres Geburtsgewicht

Autor: Dr. Franziska Hainer

Die größte Gefahr bestand für Kinder, deren Mütter in eine psychiatrische Klinik eingewiesen oder erst im Jahr vor der Schwangerschaft behandelt worden waren. Die größte Gefahr bestand für Kinder, deren Mütter in eine psychiatrische Klinik eingewiesen oder erst im Jahr vor der Schwangerschaft behandelt worden waren. © ViDi Studio – stock.adobe.com
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Für die  Prävention von Frühgeburten und unerwünschten neonatalen Ereignissen kann es sinnvoll sein, auf die psychische Gesundheit der schwangeren Frauen zu schauen.

Ein Team um Dr. ­­Julia ­­Langham von der London School of Hygiene and Tropical Medicine in London ver­glich auf Basis von Registerdaten des England National Health Service das Schwangerschafts-Outcome von Frauen mit und ohne psychiatrische Behandlung in den letzten sieben Jahren vor der Schwangerschaft. Ca. 2.081.000 Frauen mit Einlingsgeburten zwischen 2014 und 2018 wurden in die bevölkerungsbasierte Kohortenstudie eingeschlossen.

In 7,3 % der Fälle gab es mindes­tens eine psychiatrische Konsulta­tion in der Vorgeschichte. 0,3 % der Frauen waren in eine psychia­trische Klinik eingewiesen worden. 1,4 % hatten Kontakt zu einem Krisen­interventionsteam gehabt und 5,5 % Unterstützung durch die Gemeindehilfe erhalten. Diese Faktoren blieben ohne negativen Einfluss auf das Risiko für eine Totgeburt oder die Säuglingssterblichkeit in den ers­ten sieben Lebenstagen (­adjustierte Odds Ratio, aOR, 1,11). Es zeigte sich aber ein erhöhtes Risiko für Frühgeburtlichkeit (vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche; aOR 1,53), für ein geringes Geburtsgewicht des Kindes (< 10. Perzentile; aOR 1,34) sowie für unerwünschte Ereignisse in der Neugeborenenzeit (aOR 1,37), berichten Dr. Langham und Kollegen. Die größte Gefahr bestand für Kinder, deren Mütter in eine psychiatrische Klinik eingewiesen oder erst im Jahr vor der Schwangerschaft behandelt worden waren.
Die Morbidität der Schwangeren erhöhte sich durch psychiatrische Belastungen nur geringfügig um 0,1 %. Die aOR erreichte 1,18.

Rauchen und zu wenig Bewegung ebenfalls relevant

Prinzipiell gibt es drei „Probleme“, die hinter der beobachteten Risikoerhöhung stecken können, schreibt Prof. Dr. ­Gordon ­Smith von der University of Cambridge. Da ist zum einen die Pathophysiologie psychischer Erkrankungen, zum anderen deren Pharmako­therapie. Außerdem gibt es Faktoren, die oft mit psychischen Beeinträchtigungen assoziiert sind und das Outcome schwangerer Frauen beeinflussen. Dazu gehören zum Beispiel sozio­ökonomische Benachteiligung, Rauchen, wenig Bewegung und fehlende bzw. verpasste Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft.

Quellen:
1. Langham J et al. Lancet Psychiatry 2023; DOI: 10.1016/S2215-0366(23)00200-6
2. Smith Gordon CS. Lancet Psychiatry 2023; DOI: 10.1016/S2215-0366(23)00236-5