
Immuncheckpointinhibition Melanom: Sicherer ICI-Stopp

Immuncheckpointinhibitoren (ICI) verbessern die Überlebenschancen beim fortgeschrittenen Melanom. In den Studien wird im Regelfall über zwei Jahre therapiert. Bei anhaltender Remission könnte danach ein Auslassversuch gerechtfertigt sein, schreiben Dr. Kristine Mayer von der Abteilung für Dermatologie und Allergie an der TU München und ihr Autorenteam. Doch wirkt sich dieser wirklich nicht auf die onkologische Immuncheckpointinhibitoren aus?
Die Datenbasis für eine Antwort auf diese Frage lieferten 20 Studien, mit insgesamt 1.832 Teilnehmenden. Alle hatten aufgrund eines metastasierten Melanoms eine ICI erhalten und diese im Verlauf abgesetzt. Viele Melanompatientinnen und -patienten – selbst solche mit einer hohen Tumorlast oder Hirnmetastasen –, erreichen unter der ICI-Langzeittherapie eine Komplettremission, erläutern die Forschenden. Aus Sorge vor einem Rückfall scheuen sich jedoch auf ärztlicher Seite viele vor dem Absetzen der ICI. Andererseits steigt mit zunehmender Therapiedauer das Risiko immunvermittelter Nebenwirkungen (irAE), die in schweren Fällen ein Absetzen unausweichlich machen.
Die gepoolte Datenauswertung nach einem, zwei bzw. drei Jahren ergab, dass nach dem Absetzen der ICI die progressionsfreie Überlebensrate (PFS) 86 %, 74 % bzw. 71 % betrug. Für die Gesamtüberlebensrate errechnete man Werte von 96 %, 88 % bzw. 86 %. 1.202 Patientinnen und Patienten hatten die ICI elektiv abgesetzt. Sie wiesen im Vergleich zu den 483 Personen, bei denen der Therapiestopp aufgrund von irAE erforderlich gewesen war, ein signifikant besseres Ein-Jahres-PFS auf (91 % vs. 79 %).
Einen Effekt zeigte auch die Behandlungsdauer: Bei Menschen mit einer kürzer als ein Jahr dauernden Therapie betrug das Ein-Jahres-PFS nach dem Absetzen 82 %, bei einer Dauer zwischen einem und zwei Jahren 91 % und bei länger als zwei Jahren 95 %. Als prognostisch günstig erwies sich wenig überraschend das Therapieansprechen: Menschen mit einer Komplettremission hatten ein deutlich besseres Ein-Jahres-PFS als Patientinnen und Patienten mit einem partiellen Ansprechen oder lediglich einer Krankheitsstabilisierung (94 % vs. 79 % vs. 66 %). Wie schnell die Behandelten innerhalb der ersten sechs Monate ansprachen, hatte allerdings keinen Einfluss auf das Ein-Jahres-PFS.
Die Mehrzahl der Personen mit metastasiertem Melanom bleibt auch nach dem Absetzen der ICI-Therapie langfristig ohne Rezidiv, lautet die retrospektive Einschätzung des Autorenteams abschließend. Dass eine Therapie über mehr als zwei Jahre die Überlebensraten nicht deutlich steigert, darauf deutet eine Analyse der MELBASE-Kohorte aus dem Jahr 2024 hin. Die Expertengruppe empfiehlt, einen elektiven Therapiestopp aber frühestens nach einem Jahr und unter Berücksichtigung der Einflussfaktoren zu erwägen. Anschließend sollten regelmäßige Kontrollen erfolgen, um eventuelle Rezidive frühzeitig erkennen und ggf. die Immuncheckpointblockade wieder aufnehmen zu können. Wichtige ergänzende Erkenntnisse zu dem Thema erhofft sich das Team aus der derzeit laufenden prospektiven Safe-Stop-Ipi-Nivo-Studie1.
Quellen:
1. Janssen JC et al. BMC Cancer 2024; 24: 632; DOI: 10.1186/s12885-024-12336-0
2. Mayer KE et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2025; DOI: 10.1111/jdv.20672