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Diabetestechnologie Mit der Insulinpumpe ins Pflegeheim?

Diabetes Kongress 2023 Autor: Antje Thiel

Die Übernahme einer Pumpentherapie gestaltet sich bei langfristigen Pflegeverhältnissen schwierig – auch aufgrund unzureichender Finanzierung. (Agenturfoto) Die Übernahme einer Pumpentherapie gestaltet sich bei langfristigen Pflegeverhältnissen schwierig – auch aufgrund unzureichender Finanzierung. (Agenturfoto) © SKW – stock.adobe.com
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Bei der Nutzung von Diabetestechnologie und digitalen Tools in der häuslichen und stationären Pflege ist noch viel Luft nach oben. Ein neuer Leitfaden für die Diabetesfachpflege soll Abhilfe schaffen. 

Es ist breiter Konsens, dass moderne digitale Optionen allen Menschen mit Diabetes zugutekommen sollen, die sie benötigen und bei denen die Anwendung sinnvoll ist. Bei geriatrischen Patient*innen, die in der häuslichen oder stationären Pflege versorgt werden, gestaltet sich die praktische Umsetzung dieser Maxime allerdings schnell schwierig, wie der niedergelassene Allgemeinmediziner Dr. Michael Uhlig berichtete. „Ich habe im Januar beim T1Day mit Menschen mit Typ-1-Diabetes diskutiert, die empört darüber waren, dass Patienten im Alter zum Teil Insulinpumpen und AID-Systeme weggenommen werden. Das passiert tatsächlich leider häufig.“ 

Wer darf Technologien für die Diabetestherapie überhaupt bedienen?

Allerdings sei nicht so leicht zu beantworten, wer Insulinpumpen bzw. Systeme zur automatisierten Insulindosierung (AID) bedienen darf und soll, wenn die Patient*innen es selbst nicht mehr können. „Gilt bei diesen Tätigkeiten Fachkräftestandard? Das wäre personell überhaupt nicht zu leisten!“, gab er zu bedenken. Während ambulante Pflegedienste eine Pumpentherapie bei jüngeren Menschen mit Typ-1-Diabetes durchaus vorübergehend übernehmen könnten, gestalte sich dies bei langfristigen Pflegeverhältnissen schwierig – auch aufgrund unzureichender Finanzierung.

Leitfaden in Arbeit

Die DDG Arbeitsgruppe Diabetes und Geriatrie arbeitet derzeit an einem Leitfaden für die optimale Integration digitaler Tools in die Pflegepraxis. Gleichzeitig ist die Begleitung eines Projektes der umfassenden telemedizinischen Betreuung einer Pflegeeinrichtung geplant. 

Als Beispiel nannte Dr. Uhlig die kontinuierliche Glukosemessung (CGM), die in der häuslichen Pflege zwar auf dem Vormarsch sei, bei der Abrechnung und Pflegedokumentation aber bislang nicht abgebildet werde: „Ist der Blick auf das Display eines CGM-Geräts zur Beurteilung der Glukosewerte gleichwertig mit einer klassischen Blutzuckermessung?“, fragte der Referent. Es gebe nicht viele Pflegedienste, die es riskieren, eine Glukosemessung auf diese Weise abzurechnen. 

Klinikpersonal hat keinen Zugriff auf die Insulinpumpe 

Auch in stationären Pflegeeinrichtungen, deren gesichertes Setting eigentlich beste Voraussetzungen für den Einsatz von Technologien bietet, sei die Integration bisher noch nicht ausreichend umgesetzt, kritisierte Dr. Uhlig. In der anschließenden Diskussion wurde noch ein weiteres Problem – dieses Mal aus dem Krankenhausbereich – angesprochen: „Wir haben in der Klinik oft Probleme, wenn jemand mit Typ-1-Diabetes z.B. mit einem Schlaganfall eingeliefert wird, der eine Pumpe oder ein AID-System trägt. Wir haben dann keinen Zugriff auf die Basalrate, KE-Faktoren etc., weil das System gesperrt ist. Hier ist die Industrie gefordert, medizinischem Fachpersonal im Notfall Zugriff zu gewähren.“

Diabetes Kongress 2023