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Verengte Harnröhre Mit Struktur gegen die Striktur

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Für Männer mit vollständig destruierter Harnröhre kommt als Ultima Ratio eine perineale Urethrostomie in Betracht. Für Männer mit vollständig destruierter Harnröhre kommt als Ultima Ratio eine perineale Urethrostomie in Betracht. © iStock/Pepe-Gallardo
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Einer von hundert Männern leidet an einer Harnröhrenstriktur. Mediziner sind daran nicht ganz unschuldig. Denn die meisten Engpässe sind iatrogen bedingt.

Die Ursachen für iatrogen bedingte Urethrastrikturen reichen vom Dauerkatheter bis zur Prostatektomie. Gemeinsam ist allen Formen eine narbige Veränderung der Urethra mit infravesikaler Obstruktion. Am häufigsten betreffen Strikturen die bulbäre Harnröhre – mit einem Anteil von etwa 60 % , schreiben Prof. Dr. Stefan Tritschler und Dr. Vincent Beck vom Loretto-Krankenhaus in Freiburg.

Wichtige Hinweise auf den Auslöser liefert oft schon die Anamnese. Dabei sind auch etwaige Vortherapien zu klären, insbesondere ob eine Hypospadie operativ korrigiert wurde. Mit einer Inspektion des Genitals lassen sich Position und Weite des Meatus sowie etwaige Fehlbildungen und eventuelle Zeichen eines Lichen sclerosus erfassen. Zur exakten Diagnose genügen meist zwei einfache Verfahren: Die Uroflowmetrie erlaubt eine Differenzierung von anderen Miktionstörungen, die Zysturethrographie gibt Auskunft über Anzahl, Lage und Länge der Engstellen.

Ursachen der Harnröhrenstriktur

  • iatrogen (45 %): Zystoskopie, Prostatektomie, Hypospadiekorrektur, Dauerkatheteranlage, Zystoskopie
  • bakterielle Urethritis (20 %)
  • Lichen sclerosus et atrophicus (5 %)
  • idiopathisch (30 %)

Rechtzeitiger Entschluss zur OP bestimmt die Prognose

Zur Therapie gibt es verschiedene Verfahren: Die endoskopische Urethrotomie bietet nur für Betroffene mit primärer, kurzstreckiger (< 1 cm) bulbärer Striktur eine kurative Option und selbst bei diesen Patienten muss man mit einer Rezidivrate von rund 30 % rechnen. Bei penilen und glandulären Stenosen ist kein dauerhafter Erfolg zu erwarten. Stents werden heutzutage kaum noch eingesetzt, die Bougierung wirkt nur palliativ. Entscheidend für die Prognose ist der rechtzeitige Entschluss zur Operation. Denn mit der zunehmenden Zahl vorangegangener endoskopischer Therapien sinken die Erfolgsaussichten einer chirurgischen Sanierung. Bei bulbären Strikturen mit einer Ausdehnung > 1 cm ist die Urethroplastik das Verfahren der Wahl. Gleiches gilt für die penile oder glanduläre Lokalisation und für Rezidive. Der Eingriff führt in etwa 80– 95 % der Fälle zu langfristiger Rückfallfreiheit. Die besten Resultate erzielt die End-zu-End-Anastomose nach Exzision des fibrotisch veränderten Teils der Urethra. Sie eignet sich optimal für bulbäre Läsionen bis 2 cm Länge. Zu den potenziellen Komplikationen zählen Empfindungsstörungen und eine fehlende Füllung der Glans bei der Erektion. Für Patienten mit bulbärer Striktur über 2 cm, Rezidiv nach End-zu-End-Anastomose oder peniler bzw. penobulbärer Lokalisation empfehlen die Autoren die Graft-Urethroplastik.

Expansion mit Mundschleimhaut

Dabei wird die Harnröhre auf der gesamten Länge der Striktur eröffnet und durch ein Transplantat erweitert. Die Expansion mit Mundschleimhaut ist dem Einsatz von Vorhautgewebe überlegen. Patienten nach Radiatio können von einer Flap-Urethroplastik profitieren. Die besonders schwierige Harnröhrenrekonstruktion nach fehlgeschlagener Hypospadiekorrektur sollte nur in spezialisierten Zentren erfolgen. Für Männer mit vollständig destruierter Harnröhre (z.B. nach Stentimplantation) kommt als Ultima Ratio eine perineale Urethrostomie in Betracht. Mit diesem Eingriff lassen sich Harnröhrenstrikturen jeder Form zuverlässig ausschalten. Allerdings ist danach eine Miktion auf natürlichem Weg ebenso wenig möglich wie eine normale Ejakulation. Quelle: Tritschler S, Beck V. Urologe 2021; 11: 1473- 1479; DOI: 10.1007/s00120-021-01692-5
Die Urethra-Dilatation (Bougierung) dient lediglich der temporären Miktionsbesserung und nicht der dauerhaften Sanierung.
Die Urethra-Dilatation (Bougierung) dient lediglich der temporären Miktionsbesserung und nicht der dauerhaften Sanierung. © Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.