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Plötzlicher Herztod Nicht ganz aus heiterem Himmel

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Vor allem Herzinsuffiziente haben ein hohes Risiko für den SCD. Vor allem Herzinsuffiziente haben ein hohes Risiko für den SCD. © iStock/PeopleImages
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Kommt der plötzliche Herztod wirklich so plötzlich? Nicht ganz, denn es gibt einige bekannte Risikofaktoren. Und oft lohnt dann die prophylaktische Implantation eines Defibrillators.

Im Jahr 2014 starben in Deutschland 65.000 Menschen am plötzlichen Herztod (Sudden Cardiac Death, SCD), das entsprach 30 % aller kardiovaskulär bedingten Todesfälle. Dem SCD fallen vor allem Menschen über 60 Jahren zum Opfer und sehr viel mehr Männer als Frauen. Zu knapp 60 % steckt ein Kammerflimmern dahinter bzw. eine ventrikuläre Tachykardie, meistens auf dem Boden einer strukturellen Herzerkrankung, berichtete Privatdozentin Dr. Julia Erath-Honold von der Medizinischen Klinik III am Universitätsklinikum Frankfurt.

Man weiß, dass vor allem Herzinsuffiziente ein hohes Risiko für den SCD haben. Patienten mit einer EF < 35 % (HFrEF) profitieren nachweislich von einem implantierten Kardioverter/Defibrillator (ICD). Verglichen mit dem Antiarrhythmikum Amiodaron reduzierte der ICD in einem indirekten Vergleich ihre Gesamtmortalität um 23 %. Menschen mit ischämischem Grundleiden erlebten gegenüber Placebo eine relative Risikoreduktion um 21 %, solche mit nicht-ischämischer Erkrankung um 27 %. Den Erfolg bei Letzteren bestätigte eine dänische Studie, in der das Device die SCD-Gefahr um 50 % senkte.

Die Grundpfeiler der HF-Behandlung bleiben aber pharmakologisch, unterstrich die Kardiologin. Dank der etablierten modernen Therapeutika (ACE-Hemmer, Sartane etc.) sank die SCD-Rate in den vergangenen rund 25 Jahren bereits um 44 %.

Ejektionsfraktion nicht der einzige Risikofaktor

Die Kollegin warnte davor, die EF als alleiniges risikostratifizierendes Instrument zu nutzen: „70 % der SCD-Überlebenden haben eine EF über 35 %.“ Wie lassen sich Hochgefährdete identifizieren? Als prädisponierende Faktoren gelten z.B. Komorbiditäten wie Diabetes, PAVK, Niereninsuffizienz, bestimmte genetische Konstellationen, vulnerable Plaques sowie ein vulnerabes Myokard oder Interstitium.

Um die Vorschäden am Herz aufzudecken, braucht man aber umfangreiche Untersuchungen, z.B. eine Angio, Funktionsdiagnostik oder eine Bildgebung. Auch ein Score – aus Daten von Überlebenden erstellt – kann in der Beurteilung helfen. Er bewertet Parameter wie Alter, Begleiterkrankungen, EF oder Nierenfunktion.

Quelle: Rhein-Main-Herztage 2022*

* Online-Veranstaltung