Anzeige

Patienten mit analem Juckreiz leitliniengerecht behandeln

Autor: Dr. Alexandra Bischoff

Das wiederholte Aufkratzen der Haut begünstigt Komplikationen wie mikrobielle Besiedelungen und Entzündungen. Das wiederholte Aufkratzen der Haut begünstigt Komplikationen wie mikrobielle Besiedelungen und Entzündungen. © iStock/RapidEye
Anzeige

Häufig sind es harmlose Leiden, die für das heftige Brennen und Jucken am Darmausgang verantwortlich sind. Dennoch muss man der Ursache auf den Grund gehen, um den Pruritus ani angemessen behandeln zu können.

Juckreiz am After ist ein Symptom, das primär idiopathisch oder sekundär im Rahmen verschiedener benigner und maligner Erkrankungen auftreten kann. Die Betroffenen reagieren auf Missempfindungen in der Analregion mit Kratzen, Scheuern oder Rubbeln. Das wiederholte Aufkratzen der Haut begünstigt Komplikationen wie mikrobielle Besiedelungen und Entzündungen, die den Juckreiz wiederum verstärken können. Ab einer Verlaufsdauer von sechs Monaten gilt der anale Pruritus als chronisch.

Zunächst muss der Auslöser für den Juckreiz gefunden werden. Das ist manchmal nicht einfach und erfordert mitunter die interdisziplinäre Zusammenarbeit, schreiben die Verfasser der S1-Leitlinie zum analen Pruritus. Sie empfehlen, zunächst die folgenden Aspekte zu klären:

  • Welche Symptome treten auf (Schmerzen, Nässen, peranale Blutungen, Analsekret etc.)?
  • Wie ist das Sexualverhalten (rezeptiver Analverkehr, Gleitgel)?
  • Gibt es gynäkologische Ursachen (Fluor vaginalis)?
  • Liegen den Beschwerden möglicherweise irritative und/oder allergene Substanzen zugrunde?
  • Wie ist das Stuhlentleerungsverhalten, Stuhlfrequenz und -konsis­tenz? Wie das Hygieneverhalten?
  • Kommen bestimmte Pflegeprodukte oder medizinische Topika zum Einsatz?
  • Lösen eventuell dermatologische Erkrankungen die Symptome aus?
  • Gab es proktologische Erkrankungen oder Eingriffe?
  • Fanden radiotherapeutische oder sonstige Eingriffe im Anogenital- oder Gastrointestinaltrakt statt?

Die körperliche Untersuchung beinhaltet die Inspektion und digital-rektale Untersuchung des Analkanals einschließlich der Palpation der Rektum­ampulle sowie eine Proktoskopie. Je nach Befund folgen etwa ein Epikutantest, ein Abstrich oder eine Koloskopie. Eine histopathologische Untersuchung wird bei diagnostischer Unsicherheit und zu der Sicherung oder dem Ausschluss von Differenzialdiagnosen empfohlen, ebenso bei analem Juckreiz mit therapierefraktären oder rezidivierenden Hautveränderungen.

Mögliche Ursachen von analem Pruritus

  • inflammatorische Dermatosen
  • bakterielle Infektionen
  • virale Infektionen
  • parasitäre Infektionen
  • Mykosen
  • Neoplasien
  • endokrin-metabolische Ursachen
  • durch Medikamente induziert
  • neuropathische Erkrankungen
  • psychisch/psychosomatisch bedingt

Die Therapie umfasst neben der Linderung des Juckreizes (zum Beispiel mit topischen Kortikostero­iden oder Calcineurininhibitoren) die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung sowie allgemeine Maßnahmen. Dazu gehören die seifenfreie Reinigung, Hautpflege mit allergenfreien Externa, falls erforderlich eine Ernährungsumstellung, und das Tragen luftiger Baumwollwäsche.

Quelle: S1-Leitlinie „Analer Pruritus“ AWMF-Register-Nr. 013/063