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Absage von Acute Leukemias 2022 Persönlicher Austausch macht das Symposium aus

Autor: Dr. Miriam Sonnet

Das Symposium hätte Ende Februar 2022 stattgefunden. Das Symposium hätte Ende Februar 2022 stattgefunden. © iStock/Dr_Microbe
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Das für Ende Februar geplante Acute Leukemias Symposium musste zum zweiten Mal verschoben werden. Der Kongresspräsident Prof. Dr. Wolfgang Hiddemann, Klinikum der Universität München, spricht über die Hintergründe und erläutert, warum sich die Veranstalter gegen ein hybrides Format entschieden haben.

Herr Prof. Hiddemann, warum wurde das Acute Leukemias Symposium auf nächstes Jahr verschoben?

Prof. Dr. Wolfgang Hiddemann: Aufgrund der im Herbst 2021 wieder ansteigenden Infektionszahlen der Coronapandemie sahen wir uns dazu veranlasst, das für 2022 geplante internationale Symposium Acute ­Leukemias erneut zu verschieben. Dies ist uns schwergefallen, da die Veranstaltung eigentlich schon für 2021 geplant war und auch im Vorjahr der Pandemie zum Opfer gefallen war.

Aus welchen Gründen haben sich die Veranstalter gegen ein digitales oder hybrides Format entschieden?

Prof. Hiddemann: Das Symposium Acute Leukemias gehört zu den weltweit am meisten geschätzten Veranstaltungen auf diesem Gebiet. Es zeichnet sich durch eine intensive Interaktion zwischen Rednern und Zuhörern sowie zwischen erfahrenen Wissenschaftlern, Klinikern und jungen Teilnehmern aus. Dazu trägt die besondere Atmosphäre im Hörsaaltrakt des Klinikums bei, aber auch die Tatsache, dass es keine parallelen Vorträge gibt und die Teilnehmer somit alle Beiträge hören können.

Solch ein Charakter mit intensiven persönlichen Gesprächen auch z.B. in den Kaffeepausen ist durch eine Hybridveranstaltung nicht gegeben. Daher haben wir uns dagegen entschieden. Darüber hinaus sind die Kosten für eine Hybrid- oder reine Online-Veranstaltung hoch und übersteigen unsere finanziellen Möglichkeiten.

Wie sehen Sie die Zukunft von Hybrid- bzw. digitalen Veranstaltungen?

Prof. Hiddemann: Generell haben wir im Rahmen der Coronapandemie sicherlich gelernt, dass digitale oder Hybrid-Veranstaltungen machbar sind und eine gewisse Attraktivität haben. Allerdings geht ihnen die Möglichkeit des direkten Austauschs zwischen Rednern und Teilnehmern ab. Dies ist ein wesentliches Element des wissenschaftlichen Dialogs. Daher hoffe ich, dass wir in naher Zukunft wieder Präsenzveranstaltungen erleben dürfen.

Was wären die Highlights beim diesjährigen Symposium gewesen und auf was dürfen sich die Teilnehmer im nächsten Jahr freuen?

Prof. Hiddemann: Die schon zum 18. Mal ausgetragenen Symposien Acute Leukemias zeichnen sich dadurch aus, dass sowohl Ergebnisse der kliniknahen Grundlagenforschung als auch neue Daten klinischer Studien präsentiert werden. Dabei legen wir großen Wert auf aktuelle, z.T. noch nicht publizierte Daten. Zu den Highlights hätte sicher der Festvortrag von Prof. Ebert über die klonale Evolution der AML gehört, aber auch Ergebnisse innovativer Studien z.B. in der Immuntherapie der AML.

Wir sind zurzeit dabei, das Programm des Symposiums 2023 zu planen. Im Großen und Ganzen werden die Schwerpunkte ähnlich sein.

Was sind generelle Neuerungen bei der Therapie der AML und gibt es neue Forschungsansätze, die in Zukunft für die Behandlung eine Rolle spielen könnten?

Prof. Hiddemann: Die zunehmenden Einblicke in die Biologie der AML führen dazu, dass spezifische Subgruppen mit unterschiedlichem Verlauf und unterschiedlicher Prognose vor Therapiebeginn identifiziert werden können. Dies geht einher mit der Entwicklung von Behandlungskonzepten, die gezielt auf diese Besonderheiten ausgerichtet sind. Damit ist eine höhere Effektivität bei gleichzeitig niedrigerer Toxizität möglich. Neben Forschungsansätzen, die auf der biologischen und molekularen Charakterisierung von Subgruppen basieren, erscheinen neue Konzepte in der Immuntherapie der AML sehr vielversprechend.

Interview: Dr. Miriam Sonnet

Prof. Dr. Wolfgang Hiddemann, ehemaliger Direktor Med. Klinik III, Klinikum der Universität München Prof. Dr. Wolfgang Hiddemann, ehemaliger Direktor Med. Klinik III, Klinikum der Universität München © zVg