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Prädiabetes ist vor allem für Jüngere ein Risiko

Autor: Dr. Barbara Kreutzkamp

Ältere Menschen mit Prädiabetes können entspannt bleiben: Prozentual eskaliert er bei ihnen seltener in einen manifesten Diabetes. Ältere Menschen mit Prädiabetes können entspannt bleiben: Prozentual eskaliert er bei ihnen seltener in einen manifesten Diabetes. © jd-photodesign – stock.adobe.com
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Einen Prädiabetes können Senioren offenbar besser wegstecken als Jüngere. Anstatt einen manifesten Diabetes zu entwickeln, normalisiert sich die Stoffwechsellage im Alter auch ohne Eingreifen teilweise von selbst.

Gemäß der Leitlinien sollte man Patienten mit einem Prädia­betes einmal jährlich kontrollieren und gegebenenfalls zu Gewichtsreduktion und sportlicher Betätigung animieren. Diese Empfehlungen basieren auf Studien, an denen überwiegend Personen im mittleren Alter teilgenommen hatten. Ergebnissen dieser Untersuchungen zufolge geht bei rund jedem Fünften ein Prä­diabetes in eine manifeste Stoffwechselstörung über.

Wie ein Forscherteam um Dr. Mary­ Rooney­ von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health nun zeigen konnte, haben Ältere wohl einen Vorteil gegenüber „der Jugend“.1 Einbezogen in ihre prospektive Kohortenstudie hatten die Forschenden 3412 gesunde Patienten im durchschnittlichen Alter von rund 76 Jahren. Diese wurden über median 6,5 Jahre nachbeobachtet. 44 % von ihnen wiesen einen HbA1c-Wert zwischen 5,7 % und 6,4 % auf, bei 59 % lagen erhöhte Nüchtern-BZ-Werte zwischen 100 mg/dl und 125 mg/dl vor und bei 29 % waren sowohl HbA1c als auch Nüchtern-BZ erhöht.

Prozentual seltenere Eskalation in einen manifesten Diabetes

Von den Teilnehmenden mit leicht erhöhtem HbA1c normalisierten sich die Werte bei 13 % innerhalb der rund sechs Jahre. Nur 9 % hatten einen Diabetes entwickelt und 19 % waren gestorben. Die entsprechenden Werte bei Personen mit erhöhtem Blutzucker lagen bei 44 %, 8 % und 16 %.

Insgesamt entwickelte sich bei Senioren der Prädiabetes prozentual häufiger wieder in eine normale Stoffwechsellage zurück, als dass er in einen Diabetes eskalierte, fassen die Autoren ihre Ergebnisse zusammen. In der Gruppe von Studienteilnehmern mit zunächst unauffälligen HbA1c-Werten hatten 3 % nach sechs Jahren eine Diabetesdiagnose erhalten, bei 17 % lagen dann HbA1c-Werte zwischen 5,7 % und 6,4 % vor. Bei Teilnehmenden mit zunächst normalem BZ entwickelten ebenfalls 3 % einen Diabetes, in 8 % der Fälle fand man BZ-Werte von 100–125 mg/dl.

Ein Prädiabetes bei ansonsten gesunden Senioren über 75 Jahre scheint einen Diabetes also nicht so anzukündigen, wie er es bei Jüngeren tut, heißt es in einem begleitenden Kommentar.2 Auch wenn ein neu aufgetretener Diabetes bei Hochbetagten etwas milder verläuft, sollte man ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Autoren raten zu einem individuellen Vorgehen unter Berücksichtigung von Risikofaktoren und Patientenpräferenzen.

Quellen:
1. Rooney MR et al. JAMA Internal Med 2021; DOI: 10.1001/jamainternmed.2020.8774
2. Lam K, Lee SJ. A.a.O.; DOI: 10.1001/jamainternmed.2020.8773