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Sie können Ihren Patienten die Bewegung regelrecht verordnen

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Regelmäßiges Krafttraining kann den Blutdruck senken. Regelmäßiges Krafttraining kann den Blutdruck senken. © iStock.com/alvarez
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Es wird Sie kaum überraschen, dass körperliche Aktivität die Gesundheit fördert und dass es an der Umsetzung hapert. Stellen Sie doch mal ein „Rezept für Bewegung“ aus, um die Motivation zu fördern.

Prospektive Kohortenstudien mit zusammen mehr als einer Million Teilnehmern belegen den gesundheitlichen Nutzen körperlicher Aktivität in Sachen Gesamtmorbidität und -mortalität. Neben Prävention und Rehabilitation wird Bewegung immer häufiger auch zur Therapie eingesetzt, schreiben Professor Dr. Herbert Löllgen, Kardiologe in Remscheid, und Kollegen.

Nach einem Myokardinfarkt z.B. ist sie ein absolutes Muss für eine zukünftige gesunde Lebensführung. Immerhin senkt regelmäßige Bewegung die Mortalität bei KHK-Patienten um 30–40 %. Auch bei der Herzinsuffizienz bessert ein wohldosiertes Training nachweislich die kardiale Funktion – mit günstigen Auswirkungen auf die Überlebenszeit. Hypertonie-Patienten profitieren genauso von körperlichen Aktivitäten, die systolischen Werte sinken im Mittel um 5–10 mmHg. Ein zusätzliches Krafttraining wirkt neuen Daten zufolge ebenfalls drucksenkend. Den stärksten Effekt zeigt die Kombination beider Ansätze, schreiben die Autoren. Zudem wurde inzwischen nachgewiesen, dass sich körperliche Aktivität günstig auf die hypertensive Mortalität auswirkt. Patienten mit PAVK gewinnen durch ein Gehtraining mindestens so viel wie durch eine Dilatation mit Stent.

Beim Diabetes zählt Bewegung zur kausalen Therapie, sie reduziert den Medikamentenbedarf und bessert die Insulinresistenz. Morbidität und Mortalität sinken um bis zu 40 %. Eine Therapie des neu entdeckten Diabetes ohne Sport gilt heute als Kunstfehler. Auch die Nierenfunktion lässt sich mit „Turnen“ verbessern – Dialysepatienten halten sich mit Bett-Ergometer fit.

Aktivität wirkt häufig besser als Medikamente

In der Onkologie ist körperliches Training ebenfalls fester Bestandteil der Behandlung. Bei Osteoporose und degenerativen Wirbelsäulenbeschwerden gilt Sport als beste Option – allerdings nur mit Disziplinen, in denen das Körpergewicht getragen wird, also z.B. Gehen, Laufen, Walking oder Skilanglauf.

Häufig wirkt regelmäßige körperliche Aktivität sogar besser als Medikamente, nicht zuletzt, weil sie im Gegensatz zu vielen Arzneimitteln gleich mehrere Ansatzpunkte hat, schreiben die Autoren. Daraus entstand die Idee, sie wie ein Medikament auf Rezept zu verordnen.

Für Freizeitsportler, zu denen ja viele Kranke gehören (sollten), empfehlen sich moderate aerobe Ausdauerbelastungen über mindestens 150 Minuten pro Woche. Trainieren sollte der Patient an drei bis fünf Tagen pro Woche. Alternativ kommt ein intensives Ausdauerschema über 75 Minuten pro Woche oder eine Kombination von beidem in Betracht. Zusätzlich wird ein zweimal wöchentliches Krafttraining mit mehreren Übungen und fünf- bis zehnmaliger Wiederholung propagiert. Die Teilnehmer sollten mit einer geringen Intensität beginnen. Hinzu kommen regelmäßige Aktivitäten im täglichen Leben, z.B. Treppensteigen, zu Fuß einkaufen und intensive Gartenarbeit.

Die Art des Sports hält man im sogenannten „Rezept für Bewegung“ fest. Dabei handelt es sich um eine Empfehlung des Arztes, eine Abrechnungsmöglichkeit besteht nicht. Zum Rezept gehört obligat eine ärztliche Beratung. Mehr Informationen gibt es online beispielsweise bei der Bundesärztekammer.

Quelle: Löllgen H et al. Arzneiverordnung in der Praxis 2018; 45: 126-134