Anzeige

So klappt die nicht-invasive häusliche Beatmung

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Fragen Sie gezielt nach Problemen mit der Maske und Halstrockenheit. Fragen Sie gezielt nach Problemen mit der Maske und Halstrockenheit. © fotolia/sbw19
Anzeige

Aufwendig, schwer und mit Nebenwirkungen verbunden – trotzdem bietet die ambulante nicht-invasive Beatmung entscheidende Vorteile. Vorausgesetzt, Ärzte beachten ein paar Punkte.

Um eine nicht-invasive Heimbeatmung zum Erfolg zu führen, brauchen Kollegen im Grunde nicht viel zu tun: die richtige Indikation stellen, den Patienten fachgerecht kontrollieren und dessen Lebensqualität regelmäßig prüfen sowie sich selbst sorgsam weiterbilden. Auf diese Punkte jedoch kommt es an, schreibt Privatdozent Dr. Dan Adler­ von der Pneumologie der Universitätskliniken Genf. Stetig steigende Prävalenzen von COPD und Adipositas werden die Verordnungen eher noch steigen lassen. Auch Kyphoskoliosen, Polio-Folgen oder eine Duchenne-Muskeldystrophie erfordern mitunter den Einsatz der abnehmbaren Atemmasken.

Grundsätzlich sollte man bei Patienten mit erhöhtem Risiko für eine chronische Hypoventilation regelmäßig prüfen, ob sie eine nicht-invasive Beatmung benötigen. Zu den unspezifischen Frühsymptomen zählen neben Tagesschläfrigkeit und Fa­tigue, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen und Dyspnoe.

Beschwerden lassen sich oft einfach beheben

Hilfe bei der Indikationsstellung geben forcierte Vitalkapazität, Blutgasanalyse und nächtliche Pulsoxymetrie. Bei adipösen Patienten können Kollegen zusätzlich auf eine Polygraphie, bei neuromuskulären Erkrankungen auf die gemessene Atemmuskelkraft zurückgreifen.

Medizinisch-technische Kontrollen alle drei bis sechs Monate dienen vor allem dazu, den klinischen Zustand des Beatmeten zu verbessern, seinen PaCO2-Wert zu normalisieren und einer akuten Ateminsuffizienz vorzubeugen, führt Dr. Adler aus. Weil diese rein physiologischen Variablen wenig über das tatsächliche Befinden der Patienten aussagen, ist es außerdem wichtig, den Beatmungskomfort zu prüfen. Ob sich die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig bessert, können Ärzte bspw. daran überprüfen, wie mobil sie sind, wie sie schlafen und ob sie von Ängsten oder anderen psychischen Beeinträchtigungen berichten. Tipp von Dr. Adler: Gezielt nach Nebenwirkungen fragen! Häufig klagen ambulante Beatmungspatienten über Beschwerden durch die Atemmaske, Leckagen und Halstrockenheit, die mit einfachen Anpassungen beseitigt werden können.

Die COPD gilt als eine der Hauptindikationen für eine nicht-invasive Beatmung zu Hause, was durch groß angelegte klinische Studien bestätigt wurde (s. Kasten). Trotzdem ist das Verfahren nicht ganz unumstritten, schreibt Dr. Adler. Zweifellos brauchen Betroffene wegen akuter Ateminsuffizienzen immer wieder respiratorische Unterstützung – aber dauerhaft?

Wann COPDler eine Atemmaske brauchen

  • Hypoventilationsymptome bei stabiler COPD (Fatigue, morgendlicher Kopfschmerz, Schwitzen etc.) mit ausgeprägter Hyperkapnie > 7 kPa (> 53 mmHg)
  • persistierende Hyperkapnie > 7 kPa (> 53 mmHg) 14 Tage nach akuter hyperkapnischer Exazerbation
  • Prävention einer wiederholten respiratorischen Insuffizienz
  • symptomatische Hyperkapnie während der Einstellung einer langfristigen Sauerstofftherapie
  • Patienten mit Asthma-COPD-Overlap-Syndrom: Nach der Normalisierung des PaCO2 kann eine Beatmung mit kontinuierlich positivem Atemwegsdruck versucht werden, sofern keine hyperkapnische Insuffizienz besteht.

Gelingt es Kollegen, den Auslöser nach der ersten hyperkapnischen Episode zu finden, klappt es in der Regel sehr schnell, Patienten von der nicht-invasiven Heimbeatmung zu entwöhnen. Schreitet die Insuffizienz langsam fort und kann kein auslösender Faktor ermittelt werden, muss man die Beatmung wahrscheinlich fortsetzen.

Blutgasparameter sind nicht alles

Zuletzt sollten Ärzte immer auch systematisch nach Begleiterkrankungen fahnden, bei Adipösen und COPDlern bereits nach der ersten hyperkapnischen Episode, fordert Dr. Adler. Herzinsuffizienz und Schlafapnoe zu behandeln, dürfte sich zudem günstig auf die Lebensqualität auswirken und vielleicht sogar stationäre Aufnahmen vermeiden. Sich allein auf die Blutgaswerte zu konzentrieren, wäre eine verpasste Chance für eine gute medizinische Versorgung. 

Quelle: Adler D. Swiss Medical Forum 2018; 18: 575-576