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So lässt sich die Hypertonie-Leitlinie praktisch umsetzen

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Laut Leitlinie soll der Hypertonus zunächst durch ein ambulantes Monitoring gesichert werden. Laut Leitlinie soll der Hypertonus zunächst durch ein ambulantes Monitoring gesichert werden. © iStock.com/Georgijevic
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Die aktuelle Leitlinie zur Hypertonie der europäischen Kardiologen liegt nun seit einigen Monaten auf dem Tisch. Ein Experte zeigt anhand eines Fallbeispiels, wie sie praktisch umzusetzen ist.

Nach der Behandlung einer transitorisch ischämischen Attacke (TIA) wird eine 50-jährige Patientin vom Neurologen zum Hausarzt geschickt. Er soll ihr Acetylsalicylsäure und wegen erhöhter Fettwerte ein Statin verschreiben. Die Frau hatte zuvor einige Male erhöhte Blutdruckwerte, war aber beim Arzt auch immer sehr aufgeregt. Sie raucht etwa 25 Zigaretten am Tag, ist übergewichtig (BMI 31,2 kg/m2) und nimmt ein kombiniertes orales Kontrazeptivum. In der Familie gibt es Fälle von früher koronarer Herzerkrankung („Der Vater hatte als 50-Jähriger irgendwas mit dem Herzen“).

In der Praxis findet sich bei drei Messungen ein durchschnittlicher Blutdruckwert von 160/90 mmHg rechts und 155/88 mmHg links. Das LDL liegt bei 182 mg/dl, die Triglyzeride bei 205 mg/dl. Dr. Rafael Carlos Vidal-Pérez von der kardiologischen Abteilung des Hospital Universitario Lucus Augusti im spanischen Lugo fragt das Plenum, welche Therapie angemessen wäre. Die Mehrheit entscheidet sich dafür, den Hochdruck direkt zu behandeln.

Die Leitlinie gebe aber vor, dass ein Hypertonus außer bei exzessiv erhöhten Werten zunächst durch ein ambulantes Blutdruck-Monitoring gesichert sein müsse, gibt der Referent zu bedenken und liefert den Zuhörern die Werte der Langzeitblutdruckmessung: hypertone Werte am Tag (152/94 mmHg), ein Normalbefund für die Nacht (111/66 mmHg). Wie es denn nun weitergehen müsse, will der Referent vom Auditorium wissen. Jetzt liegen die meisten richtig: Da die Patientin durch Familienanamnese, Übergewicht, Rauchen, Dyslipid­ämie und durchgemachte TIA ein sehr hohes Risiko aufweist, braucht sie von Beginn an neben Lebensstil­interventionen eine antihypertensive Therapie.

Beim Therapieziel liegen viele Kollegen falsch

Auch die Entscheidung für die ad­äquate Medikation fällt den Zuhörern leicht: eine fixe Zweierkombination in einer einzigen Tablette mit einem Blocker des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems als Basis und zum Beispiel einem Kalzium­antagonisten als Partner.

Beim Therapieziel liegen die Kollegen dann aber doch wieder falsch und nennen mehrheitlich 130/85 mmHg. Die Patientin falle aber in die Kategorie „Z.n. Schlaganfall/TIA“, stellt Dr. Vidal-Pérez klar. Sie sollte daher in den Bereich ­120–130 mmHg systolisch und ­70–79 mmHg diastolisch gebracht werden.

Quelle: ESC* Congress 2018

* European Society of Cardiology