
Von Erythem bis Kniebeschwerden So zeigt sich die Borreliose im Kindesalter

Rund ein Sechstel der Zecken (Ixodes ricinus) in Europa sind mit Borrelia burgdorferi infiziert. 3 % der von dieser Zeckenart gestochenen Menschen entwickeln eine Borreliose. Sie stellt die häufigste von Zecken übertragene Erkrankung der nördlichen Hemisphäre dar. Abgesehen von Menschen um das 50. Lebensjahr kommt es bei Fünf- bis Neunjährigen besonders häufig zu einer Infektion.
Im Kindesalter typisch sind das Erythema migrans sowie ein Lymphozytom als Hautmanifestationen, während eine Acrodermatitis chronica atrophicans nur selten auftritt. Eine Arthritis entwickelt sich meist erst Wochen oder Monate nach dem Zeckenstich und betrifft vor allem große Gelenke wie das Knie. Die Neuroborreliose zeigt sich primär durch Pathologien von Hirnnerven; auch eine lymphozytische Meningitis kommt vor. Im Gegensatz dazu ist eine Meningoradikulitis (Bannwarth-Syndrom) bei Kindern kaum bekannt.
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich anhand der Symptome, die jedoch gerade bei Kindern z. B. oft als juvenile idiopathische Arthritis oder periphere Fazialisparese fehlgedeutet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Symptome manchmal auftreten, bevor Borrelioseantikörper nachweisbar sind. Zudem fehlen im Gegensatz zu Erwachsenen für Kinder validierte diagnostische Richtlinien.
Um mehr über die klinischen und serologischen Charakteristika der Borreliose bei Kindern zu erfahren, analysierte ein Team um Beat Greiter von der Universitätsklinik in Zürich die Daten von 469 Betroffenen, die zwischen 2006 und 2020 an ihrer Klinik behandelt worden waren. Von den im Median knapp acht Jahre alten Patientinnen und Patienten litten gut 40 % an einer Neuroborreliose. 36,5 % wiesen Hautmanifestationen auf und 23 % eine Arthritis.
Insgesamt hatten 43,3 % der Betroffenen den Zeckenstich erkannt. Entwickelten sich danach Hautsymptome, kamen die Kinder im Median nach 16,5 Tagen zur ärztlichen Untersuchung (neurologische Symptome: ein Monat, Gelenkbeschwerden: 360 Tage).
Die meisten Fälle von Lyme-Borreliose wurden zwischen Mai und Oktober diagnostiziert – mit Ausnahme der Lyme-Arthritis. Sie trat das ganze Jahr über gleich oft auf, meist war ein Kniegelenk betroffen. Anhand von Hautsymptomen wurde die Erkrankung vor allem im Juni/Juli diagnostiziert, die Neuroborreliose hatte ihren Peak im Juli/August. Daran sollte besonders gedacht werden, wenn sich ein Kind in dieser Zeit mit Meningitis und isolierter Fazialisparese neben Kopfschmerzen, Fatigue und Fieber präsentiert.
Kinder unter fünf Jahren litten am häufigsten an einem Erythema migrans oder Lymphadenosis cutis benigna. Die Neuroborreliose trat zwischen fünf und zehn Jahren besonders oft auf, die Lyme-Arthritis überwiegend bei über Zehnjährigen.
Spezifisches IgM oder IgG meist erhöht
Ausgeprägte Leukozytose und hohe CRP-Werte fanden sich eher bei einer Gelenkmanifestation, während fast 98 % der neurologisch Erkrankten eine Liquor-Pleozytose, vor allem Lymphozytose, aufwiesen. Borrelia-burgdorferi-spezifisches IgM und/oder IgG ließen sich im Serum bei 92,6 % aller Getesteten nachweisen. Auffällig waren initial negative Ergebnisse in 14,6 % bei Hautbefunden und 10,1 % bei Neuroborreliose. Im Rahmen einer zweistufigen Testung von Serum und Liquor nach positivem ELISA war ein Westernblot zur Detektion spezifischer Antikörper gegen verschiedene Borrelia-Antigene erfolgt. Anhand von 254 Testergebnissen ließen sich jeweils typische Antikörpermuster für die Lyme-Arthritis und Hautmanifestationen (IgG gegen p100, VlsE, p58, p41, p39 und p18) sowie die Neuroborreliose (IgG gegen VlsE, p41 und OspC) erkennen.
Quelle: Greiter BM et al. Lancet Reg Health Eur 2025; 48: 101143; doi: 10.1016/j.lanepe.2024.101143