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Spezifische Immuntherapie: subkutan oder sublingual?

Autor: Friederike Klein

Bei der Subkutanen Hyposensibilisierung sind Lokalreaktionen an der Injektionsstelle möglich. Bei der Subkutanen Hyposensibilisierung sind Lokalreaktionen an der Injektionsstelle möglich. © wikimedia/Bionerd
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Die subkutane und die sublinguale Form der spezifischen Immuntherapie haben jeweils Vor- und Nachteile. Die sollten Sie mit Ihrem Patienten besprechen.

Für die spezifische Immuntherapie (SIT) sind Allergenpräparate mit dokumentierter Wirksamkeit und Sicherheit, die im Rahmen der Therapieallergenverordnung verkehrsfähig sind, zu bevorzugen – so steht es in der aktuell gültigen deutschen Leitlinie. Welche Präparate zugelassen sind, ist auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Allergie und klinische Immunologie zusammengefasst.

Inzwischen steht eine ganze Reihe von subkutan wie sublingual anzuwendenden Therapieallergenen zur Verfügung, erklärte Professor Dr. Margitta Worm von der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Eine klare Präferenz für den einen oder den anderen Applikationsweg hat sie nicht. „Wir machen beides“, bekannte die Kollegin. „Wir besprechen mit den Patienten die Vor- und Nachteile der beiden Anwendungsformen und machen ihnen eindrücklich klar, dass die Therapie nur dann Sinn macht, wenn sie sie drei Jahre konsequent durchführen und eine hohe kumulative Dosis erreicht wird.“

Risikofaktoren für systemische Reaktionen

  • aktuelle allergische Symptome und potenzielle Allergenbelastung
  • akute Infekte
  • Mastzellerkrankung
  • Hyperthyreose
  • instabiles bzw. unzureichend behandeltes Asthma
  • hoher Sensibilisierungsgrad
  • Medikamentenanwendung (Betablocker)
  • inadäquate Dosissteigerung während der Einleitungstherapie
  • ungeeignete Injektionstechnik
  • Überdosierung des Allergenextrakts
  • Nicht-Beachten der vom Hersteller empfohlenen Dosisreduktion bei Wechsel auf neue Packung (Charge)

Folgende fünf Faktoren lassen eine gute Wirksamkeit der SIT erwarten:
  1. kurze Erkrankungsdauer,
  2. geringe Beteiligung der unteren Atemwege,
  3. junges Lebensalter (aber nicht vor dem fünften Lebensjahr),
  4. gute Compliance und Adhärenz,
  5. hohe kumulative Dosis der SIT.
Im Vergleich zu Placebo sind die subkutane (SCIT) und die sublinguale Form (SLIT) der spezifischen Immuntherapie ähnlich effektiv, wobei die SCIT etwas die Nase vorn zu haben scheint, sagte Prof. Worm. Dafür sei die SLIT etwas verträglicher. Allerdings gebe es immer wieder Patienten, die diese Route der Anwendung nicht tolerieren. In den meisten Studien brechen etwa 10 % die SLIT ab. Zumindest zu Beginn muss mit lokalen Symptomen in Mund- und Rachenraum gerechnet werden.

Endlich Hilfe bei Erdnussallergie

In den USA hat ein orales Immuntherapeutikum zur Therapie der Erdnussallergie eine sogenannte Break-Through-Designation für die Altersgruppe der 4- bis 17-Jährigen erhalten. In der PALISADE-Studie wurden wichtige Endpunkte erreicht: Die tolerable Erdnussdosis konnte signifikant erhöht werden. Die im Mittel erreichte Steigerung von einer halben auf eine ganze tolerierte Erdnuss nannte Prof. Worm allerdings „noch nicht total zufriedenstellend“. Vor der Aufschrift „Kann Spuren von Erdnuss enthalten“ sollten

Anaphylaktische Reaktionen treten bei der SLIT dagegen deutlich seltener auf als bei der SCIT. Im deutschen Anaphylaxieregister stehen weniger als zehn etwas mehr als 120 Fällen gegenüber. Dennoch sollte das Praxisteam in jedem Fall im Umgang mit einer Anaphylaxie geschult sein, forderte Prof. Worm. Systemische Reaktionen sind aber auch bei SCIT in der Mehrzahl der Fälle nur leicht, beruhigte die Allergologin, Grad-IV-Reaktionen wurden in einer aktuell publizierten Studie bei Kindern überhaupt nicht beobachtet. Wichtig sind die korrekte Anwendung und die Vermeidung von Anaphylaxie-Risikofaktoren.

Quelle: Kongressbericht, 26. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie