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Spinale Metastasen stereotaktisch bestrahlen

Autor: Dr. Miriam Sonnet

Metastasen in der Wirbelsäule können bei verschiedenen Tumorentitäten auftreten. Metastasen in der Wirbelsäule können bei verschiedenen Tumorentitäten auftreten. © iStock/wildpixel
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Die stereotaktische Bestrahlung ermöglicht es, spinale Metastasen effektiv zu behandeln. Eine nicht unerhebliche Nebenwirkung ist die vertebrale Kompressionsfraktur, die zwei bis drei Monate nach der Bestrahlung auftreten kann. Prädiktive Faktoren helfen, das Risiko einzuschätzen.

Die stereotaktische Bestrahlung (Stereotactic Body Radiation Therapy, SBRT) kann eingesetzt werden, um zum Beispiel spinale bzw. paraspinale Metastasen zu behandeln, berichtete Professor Dr. Karim-Maximilian Niyazi von der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Klinikums der Universität München. Vor allem Tumoren mit einer strahlenresistenten Histologie, wie Nierenzellkarzinome, maligne Melanome oder Sarkome, kommen dafür infrage.

Prinzip der stereotaktischen Bestrahlung

Die stereotaktische Bestrahlung ist in der Regel eine kurze, hypofraktionierte Bestrahlung mit Einzeldosen von 6 Gy oder mehr. Mit einer Dosiseskalation im Bereich des Tumors verbessert sich die lokale Kontrolle. Außerdem kann das Konzept potenziell Schmerzen lindern. Für die Fraktionierung eignen sich verschiedene Varianten, z.B. eine einmalige Fraktion mit einer Dosis zwischen 16 und 24 Gy, zwei Fraktionen mit je 10–12 Gy, drei Fraktionen à 9 Gy oder fünf Fraktionen mit je 6–8 Gy.

Lokale Kontrolle und Schmerzlinderung möglich

Voraussetzung für die Durchführung einer stereotaktischen Bestrahlung sind eine stabile Wirbelsäule, optimalerweise eine niedriggradige epidurale Beteiligung, eine kontrollierte extraspinale Tumorsituation, eine Lebenserwartung von mehr als drei Monaten und ein Karnofsky-Index von > 40–50. Die Behandlungsmethode bietet eine exzellente lokale Kontrolle und Schmerzlinderung, und das sogar in der Rebestrahlungssituation, betonte der Referent. Dies lassen auch die Daten einer kanadischen Metaanalyse vermuten.1 Mögliche akute Nebenwirkungen unter der stereotaktischen Bestrahlung sind Dermatitis, Ösophagitis, Übelkeit und Erbrechen, Schmerzexazerbation und Fatigue. Langfristig können zudem Hypo- bzw. Hyperpigmentierungen und Fibrosen auftreten sowie radiogene Myelopathien, radiogene Plexopathien und Ösophagusstenosen. Häufiger gebe es auch vertebrale Kompressionsfrakturen (VCF). Diese treten etwa zwei bis drei Monate nach der Bestrahlung auf, wie Prof. Niyazi erläuterte. Ein erhöhtes Risiko besteht hier bei Einzeldosen von mehr als 20 Gy. Prädiktive Faktoren für die Wirbelkörperfraktur sind u.a. lytische Läsionen, bereits bestehende VCF, eine höhere Dosis pro Fraktion, eine Deformität der Wirbelsäule, das Alter und eine Tumorbeteiligung des Vertebralkörpers von mehr als 40–50 %.2

Dosis und Fraktionierung weiter untersuchen

Insgesamt ist die stereotaktische Bestrahlung bei der Behandlung spinaler Metastasen hochwirksam, resümierte Prof. Niyazi. Vorteile seien vor allem die kurze Therapiedauer sowie die gute lokale Kontrolle und Schmerzlinderung. Allerdings müsse man in weiteren Studien Daten zur Dosis und zur Fraktionierung sammeln. Gerade die Dosierung ist zurzeit noch sehr heterogen, so der Experte. 

Quellen:
1. Tseng CL et al. Global Spine J. 2017; 7: 179-197; DOI: 10.1177/2192568217694016
2. Faruqi S et al. Neurosurgery. 2018; 83: 314-322; DOI: 10.1093/neuros/nyx493
Deutscher Krebskongress 2020