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Sport statt Sofa nach Gehirnerschütterung

Autor: Dr. Andrea Wülker

Von wegen Ruhe – statt auf der Couch zu liegen, ist Sport die bessere Therapie. Von wegen Ruhe – statt auf der Couch zu liegen, ist Sport die bessere Therapie. © fotolia/Leonid
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„Rest is best“ hieß es bisher bei Gehirnerschütterung. Aber neue Studienergebnisse weisen darauf hin, dass die verordnete Ruhe wohl doch nicht die beste Strategie ist.

Leichte Schädel-Hirn-Verletzungen sind bei sportlich aktiven Jugendlichen keine Seltenheit. Die Erholungsphase nach einem solchen Ereignis kann sich lange hinziehen: Bis zu 30 % der Kinder und Jugendlichen klagen nach mehr als einem Monat noch über Symptome.

Die Empfehlung, nach einer Gehirnerschütterung Ruhe zu verordnen, basiert auf tierexperimentellen Studien und Konsensusberichten. Doch inzwischen gibt es zunehmend Hinweise, dass Passivität die Genesung eher bremst. So führte das Team um Dr. John J. Leddy von der State University of New York, Buffalo, kürzlich eine prospektive randomisierte multizentrische Studie mit 103 Teenagern im Alter von 13–18 Jahren durch, die sich beim Sport innerhalb der vorausgegangenen 10 Tage eine Gehirnerschütterung zugezogen hatten.

In den ersten 48 Stunden nach dem Trauma erfolgten keine Interventionen. Dann ermittelten die Untersucher mithilfe eines Laufbandtests, bei welcher Herzfrequenz die jungen Leute Symptome entwickelten. Anschließend nahmen 52 Jugendliche an einem aeroben Übungsprogramm teil, bei dem sie etwa 20 Minuten pro Tag im „Subsymptom-Bereich“ trainierten. Die übrigen 51 Studienteilnehmer führten ein „placeboartiges“ Stretching-Programm durch, das zu keinem wesentlichen Anstieg der Herzfrequenz führte. Primäres Zielkriterium war die Zeit bis zur Erholung, definiert als Symptomfreiheit und normale Belastungstoleranz beim Ergometertest.

Durchschnittlich vier Tage früher wieder fit

Die mediane Erholungszeit war in der Sportgruppe mit 13 Tagen deutlich kürzer als in der Stretching-Gruppe (17 Tage). Darüber hinaus wiesen nach 30 Tagen in der sportlich aktiven Gruppe nur noch zwei Teilnehmer Symptome auf, in der Stretching-Gruppe waren dagegen sieben Teenager weiterhin symptomatisch. Für Jugendliche, die sich beim Sport eine Gehirnerschütterung zugezogen haben, scheint ein aerobes Training im Subsymptom-Bereich eine effektive Behandlungsmethode zu sein, so die Schlussfolgerung der Autoren.

Quelle: Leddy JJ et al. JAMA Pediatr 2019; online first