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Steal-Syndrom lässt Dialysepatientin fast ihren Finger verlieren

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Um den Finger zu erhalten, blieb nur die Möglichkeit des Shuntverschlusses. (Agenturfoto) Um den Finger zu erhalten, blieb nur die Möglichkeit des Shuntverschlusses. (Agenturfoto) © iStock/zilli
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Gesunde Menschen können es sich meist leisten, kleine Wunden einfach nicht zu beachten. Dialysepatienten dagegen sollten jeder Verletzung Beachtung schenken.

Wochenlang ignorierte eine Dialysepatientin die kleine Wunde an ihrem rechten Mittelfinger. Auch ihrem Nephrologen berichtete sie davon nicht. Nachdem die Wundheilung ausblieb, entschloss sich die 61-Jährige doch irgendwann, zum niedergelassenen Chirurgen zu gehen. Trotz dessen adäquater Behandlung zeigte sich keine Heilungstendenz, im Gegenteil: Die Wunde wurde nekrotisch. Schließlich zog der Kollege die Nephrologen zurate.

Patientin kommt zu spät: Es bleibt nur der Verschluss

Denen war gleich klar, was los war: Die Patientin hatte ein Steal-Syndrom durch ihren Dialyseshunt, berichtete Dr. Ute Tidow von der Klinik für Thorax- und Gefäßchirurgie am KRH Klinikum Siloah in Hannover. Der Duplex bestätigte die periphere Minderdurchblutung der rechten Hand. Um den Finger zu erhalten, blieb nur die Möglichkeit des Shuntverschlusses. Die Blutwäsche erfolgt nun über einen getunnelten Vorhofkatheter.

Stadien des Steal-Syndroms
StadiumKlinisches BildTherapie
IKältegefühl, reduzierte Sensibilität bei Belastung/Dialysekonservativ
IISchmerzen bei Belastung/ Dialysebei frühen Beschwerden nach Shuntanlage konservativ (oft spontane Besserung) Ausnahme Diabetiker: Eine frühe Revision schützt sie ggf. vor einer ischämischen monomelischen Neuropathie
IIIRuheschmerzenoperative Revision
IVNekrosenoperative Revision

Der Fall zeigt, wie wichtig es ist, bei Wunden genauer hinzuschauen, betonte die Kollegin. Wäre die Frau früher gekommen, hätte wahrscheinlich eine Shuntrevision genügt, um die Durchblutung wiederherzustellen und die Nekrose zu verhindern. Der Vorhofkatheter zur Dialyse gilt wahrlich nicht als optimale Lösung, denn mit einem arterio-venösen Shunt besteht ein weit geringeres Infektionsrisiko.

Quelle: 2. Nürnberger Wundkongress