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Stresstest fürs Herz: Troponinanstieg nach Ausdauerbelastung als Alarmsignal werten

Autor: Dr. Judith Lorenz

Gerade unter körperlichem Stress zeigt sich, wie fit das Herz eigentlich noch ist. Gerade unter körperlichem Stress zeigt sich, wie fit das Herz eigentlich noch ist. © nd3000 – stock.adobe.com
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Ausdauertraining hält Herz und Kreislauf gesund. Steigt allerdings nach einer langen, intensiven Belastungseinheit der Troponinwert deutlich an, drohen sogar bei Beschwerdefreiheit schwere kardiovaskuläre Komplikationen.

Nach intensiven körperlichen Anstrengungen treten bei vielen – auf den ersten Blick gesunden – Ausdauersportlern Veränderungen der Herzenzyme auf. Ein belastungs­induzierter Anstieg der Troponinkonzentration galt deshalb lange Zeit als physiologische Reaktion. Doch der Schein trügt, berichtet Dr. Vincent L. Aengevaeren von der Abteilung für Physiologie und Kardiologie am Radboud University Medical Center in Nijmegen. Gemeinsam mit weiteren Forscherkollegen bestimmte er bei 725 älteren Ausdauersportlern, die zwischen 2008 und 2016 an einem jährlich in Nijmegen stattfindenden mehrtägigen Walking-Event teilnahmen, vor und nach der Belastung am ersten Wertungstag die Troponin-I-Konzentration im Blut.

Die Langstrecken-Wanderer im Alter zwischen 54 und 69 Jahren legten über einen Zeitraum von durchschnittlich acht Stunden zwischen 30 und 55 Kilometer zurück. 9 % der Probanden wiesen beim Zieleinlauf ein Troponin I über dem Grenzwert (99. Perzentile) auf. Diese Personen hatten im Vergleich zu den Sportlern mit normalem Troponinwert – sogar bei Berücksichtigung vorbestehender Risikofaktoren, kardiovaskulärer Erkrankungen sowie des Ausgangs-Troponins – ein 2,5-fach erhöhtes Risiko, zu versterben oder einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall, ein Herzversagen oder einen Herzstillstand zu erleiden.

Auch bei augenscheinlich gesunden älteren Langstrecken-Wanderern stellen belastungsinduziert hohe Troponin-I-Konzentrationen ein Frühwarnzeichen für spätere Herz-Kreislauf-Komplikationen dar, lautet das Fazit der Wissenschaftler. Ihre Vermutung: Intensive körperliche Belastungen demaskieren eine subklinische kardiale Pathologie, indem sie einen Myokardschaden induzieren, der sich in Form eines starken Anstiegs der Konzentration des Herzenzyms manifestiert.

Quelle: Aengevaeren VL et al. Circulation 2019; online first; DOI: doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.119.041627