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Schlaganfall: Kardiorespiratorisches Fitnesstraining in der Frühphase entspannt angehen

Autor: Friederike Klein

Anscheinend ist es besser, das Ganze entspannter anzugehen. Anscheinend ist es besser, das Ganze entspannter anzugehen. © contrastwerkstatt – stock.adobe.com
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Moderates Laufbandtraining galt bisher als probates Mittel, um die Sturzgefahr von Schlaganfallpatienten zu reduzieren. In der Subakutphase sollte man aber wohl eher auf Entspannungstechniken setzen.

Durch ein kardiorespiratorisches Fitnesstraining lassen sich Mobilität und Balance von Patienten kurz nach einem Schlaganfall verbessern. Zu diesem Schluss kommen nicht nur Wissenschaftler in einem Cochranereview.1 Auch die American Heart Association spricht sich ausdrücklich für solch ein Training in moderater aerober Form aus.

Alle waren überzeugt, das Fitnesstraining sei besser

Die Evidenz dazu war bisher aber eher dünn, betonte Professor Dr. Dr. Martin­ Ebinger­ von der Rehabilitationsklinik Medical Park Berlin Humboldtmühle. Deshalb wurde hierzulande die PHYS-STROKE-Studie initiiert, für die 200 moderat bis stark betroffene Schlaganfallpatienten wenige Tage nach dem Ereignis entweder an einem Laufbandtraining teilnehmen oder progressive Muskelentspannung absolvieren sollten.2 Beide Programme gingen über insgesamt vier Wochen, in denen die Teilnehmer fünfmal wöchentlich für je 25 Minuten sportelten bzw. entspannten.

Im Vorfeld gab es ethische Bedenken, ob man überhaupt Patienten in eine Entspannungsgruppe randomisieren könne, berichtete Prof. Ebinger. Alle waren überzeugt, ein Fitnesstraining sei günstiger. „Wir wurden eines Besseren belehrt“, gestand der Neurologe ein. Nicht nur, dass sich bezüglich maximaler Gehgeschwindigkeit und Barthel-Index keine Unterschiede zwischen den beiden Interventionen zeigten. In der Laufbandgruppe kam es zudem mehr als doppelt so häufig zu Stürzen.

Auch die aktuellen 6-Monats-Sicherheitsdaten der 101 Fitness- und 89 Entspannungsteilnehmer lassen an den bisherigen Empfehlungen eines frühen Einsatzes von intensiven Sporteinheiten zweifeln. Im Follow-up von durchschnittlich etwa 22 Wochen lag das Risiko für schwere unerwünschte Ereignisse bei den Läufern um 70 % höher als im Kontrollarm.

Training in der Reha bleibt selbstverständlich

Dies betraf v.a. zerebrovaskuläre Ereignisse (Inzidenzratenverhältnis, IRR, 2,43) sowie die Wiederaufnahme ins Krankenhaus (IRR 2,06). Kardiovaskuläre Ereignisse wurden in keiner Gruppe berichtet. Schlaganfallpatienten mit komorbidem Diabetes mellitus oder Vorhofflimmern waren besonders häufig von einem schweren Ereignis betroffen.

Für den Referenten stellt ein moderates Ausdauertraining in der Subaktuphase nach einem Schlaganfall demnach aktuell keine Option dar, Stürzen bei den Betroffenen vorzubeugen. Ein Sturzpräventionsprogramm bleibe aber Bestandteil der Reha.

Quelle: 93. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (Online-Veranstaltung)

1. Saunders DH et al. Cochrane Database Syst Rev 2016; 3: CD003316; DOI: 10.1002/14651858.CD003316.pub6
2. Nave AH et al. BMJ 2019; 366: I5101; DOI: 10.1136/bmj.l5101