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CED Ungemach nicht nur im Darm

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Aktuell gibt es keine standardisierten Tumorpräventionsprogramme bei CED. Aktuell gibt es keine standardisierten Tumorpräventionsprogramme bei CED. © iStock/horillaz
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Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung bereitet das Feld für Neoplasien – auch außerhalb der Gedärme. Welche Organe in Gefahr sind, scheint u.a. von der Art der Grunderkrankung abzuhängen.

Kolorektale Karzinome sind eine bekannte Komplikation bei Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU). Doch Malignome können auch außerhalb des Darms auftreten.
Dies zeigte eine Fallserie, die über 20 Jahre in einem tertiären Versorgungszentrum am Klinikum Leverkusen durchgeführt wurde. Die Analyse umfasste 51 Patienten (61 % männlich), die entweder an MC (n= 37) oder an CU (n= 14) litten und bei denen im Studienzeitraum eine maligne Erkrankung diagnostiziert wurde.

Insgesamt traten 62 Tumoren auf – 27 im Intestinaltrakt, 35 extraintestinal. Am häufigsten unter den extraintestinalen Neoplasien waren Nierenzellkarzinome, Basaliome und Hodentumoren.

Das Verhältnis von intestinalen zu extraintestinalen Neoplasien unterschied sich jedoch je nach Typ der CED: So wiesen Patienten mit MC mehr extraintestinale als intestinale Tumoren auf (64 % vs. 36 %), wohingegen Patienten mit CU größtenteils (67 %) Tumoren im Intestinaltrakt entwickelten.

Unterschiede zeigten sich auch hinsichtlich der durchschnittlichen Zeitspanne zwischen Beginn der Grunderkrankung und Diagnose der Neoplasien. So traten extraintestinale Neubildungen in der Gruppe der MC-Patienten früher auf als intestinale Neoplasien (21 vs. 25 Jahre). Bei CU-Patienten kam es hingegen später zu extraintestinalen als zu intestinalen Neoplasien (24 vs. 19 Jahre).

Aktuell gibt es keine standardisierten Tumorpräventionsprogramme bei CED. Die Autoren plädieren für eine frühzeitige Aufklärung der Betroffenen – auch hinsichtlich ihres Risikos für extraintestinale Malignome. Ihrer Meinung nach sollten die Patienten bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung Empfehlungen zur Prävention (z.B. Nikotinkarenz, Ernährung und Bewegung) erhalten.

Quelle: Adamek HE, Hommelsheim A. Z Gastroenterol 2022; 60: 320-325; DOI: 10.1055/a-1672-4861