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KHK Verräterische Töne

Autor: Dr. Judith Lorenz

Der Stimmbiomarker korrelierte sowohl mit den primären als auch mit den sekundären Endpunkten – und zwar selbst dann, wenn die Forscher die Schwere der KHK in der Basisangiographie berücksichtigten. (Agenturfotos) Der Stimmbiomarker korrelierte sowohl mit den primären als auch mit den sekundären Endpunkten – und zwar selbst dann, wenn die Forscher die Schwere der KHK in der Basisangiographie berücksichtigten. (Agenturfotos) © iStock/PeopleImages; iStock/Chaay_Tee
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Eine aktuelle Stimmprobe könnte demnächst ausreichen, um akute Koronarsyndrome und andere kardiale Ereignisse vorherzusagen. Benötigt werden dazu einzig ein Handy und die entsprechende App.

Zur Einschätzung des KHK-Risikos sind künftig möglicherweise keine aufwendigen Algorithmen mehr nötig. Framingham-Score, Laborbestimmungen oder bildgebende Untersuchungen könnten ersetzt werden durch aktuelle Sprechproben des Patienten und eine spezielle Smartphone-App, die die akustischen Aufnahmen auswertet.

Mithilfe von Künstlicher Intelligenz hatte ein Wissenschaftlerteam um Dr. Jaskanwal Sara von der Mayo Clinic in Rochester im Vorfeld aus einer Vielzahl von Sprechproben bestimmte Merkmale und letztlich einen Biomarker identifiziert. Dieser korrelierte z.B. bei Patienten mit Herzinsuffizienz nachweislich sowohl mit dem Rehospitalisierungs- und Mortalitätsrisiko als auch mit einer drohenden oder bereits bestehenden pulmonalen Hypertonie.

Schwere der KHK für Korrelation unerheblich

Nun wollten die Forscher wissen, ob sich anhand des Stimmbiomarkers auch das Auftreten von klinikpflichtigen Thoraxschmerzen bzw. (in-)stabiler KHK vorhersagen lässt. Als Studienkollektiv dienten 108 Patienten (49 davon Frauen, Durchschnittsalter 59 Jahre), die für eine Koronarangiographie in die Klinik kamen. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 24 Monate.

Der Stimmbiomarker korrelierte sowohl mit den primären als auch mit den sekundären Endpunkten – und zwar selbst dann, wenn die Forscher die Schwere der KHK in der Basisangiographie berücksichtigten: Ein auffälliges Ergebnis ging mit einem mehr als doppelt so hohen Risiko für ein akutes Koronarsyndrom oder die notfallmäßige Klinikeinweisung aufgrund von Thoraxschmerzen einher. Zudem korrelierte es mit einem dreifach erhöhten Risiko, künftig einen positiven Belastungstest oder den Befund KHK in der Kontrollangiographie zu erhalten.

Sollten sich diese Ergebnisse in größeren Untersuchungen bestätigen, sehen Dr. Adam Hartley und Dr. Ramzi Khamis vom Imperial College London ein großes Potenzial für die nicht-invasive Stimmanalyse z.B. im Bereich Telemedizin. Man dürfe gespannt sein, welche pathobiologischen Vorgänge hinter den beobachteten Zusammenhängen stecken, so die Kommentatoren. Diskutiert werden unter anderem atherosklerotisch veränderte Blutgefäße im Bereich der Stimmorgane, entzündliche Prozesse sowie eine Stimulation des N. vagus.

Quellen:
1. Sara JDS et al. Mayo Clin Proc 2022; 97: 835-846; DOI: 10.1016/j.mayocp.2021.10.024
2. Hartley A, Khamis R. Mayo Clin Proc 2022; 97: 816-818; DOI: 10.1016/j.mayocp.2022.03.020