Anzeige

Prostatakarzinom Vielen Betroffenen können Sie nach Prostatektomie eine Bestrahlung ersparen

ESMO 2023 Autor: Lara Sommer

Studienergebnisse liefern Antworten auf die Frage, ob Ärzt:innen nach radikaler Prostatektomie grundsätzlich adjuvant bestrahlen oder auf einen PSA-Anstieg warten sollten. Studienergebnisse liefern Antworten auf die Frage, ob Ärzt:innen nach radikaler Prostatektomie grundsätzlich adjuvant bestrahlen oder auf einen PSA-Anstieg warten sollten. © Tom – stock.adobe.com
Anzeige

Nach einer radikalen Prostektomie müssen Ärzt:innen nicht zwangsläufig adjuvant bestrahlen. Eine Salvage-Therapie bei PSA-Anstieg erwies sich als ebenso wirksam, aber deutlich verträglicher. Viele Erkrankte benötigen diese letztendlich nicht.

Sollten Ärzt:innen nach radikaler Prostatektomie grundsätzlich adjuvant bestrahlen oder auf einen PSA-Anstieg warten? Zu dieser Frage stellte Prof. Dr. ­Noel ­Clarke von der Universität Manchester die Langzeit­ergebnisse der RADICALS-RT-Studie vor. Es hatten 1.396 Prostatakarzinom-Erkrankte teilgenommen, deren PSA postoperativ maximal 0,2 ng/ml betrug und die mindestens einen der folgenden Risikofaktoren aufwiesen: 

  • pT3/4
  • Gleason 7–10
  • PSA präoperativ ≥ 10 ng/ml
  • positive Resektionsränder

Ein Teil der Patient:innen erhielt eine adjuvante Radiatio. In der zweiten Gruppe leiteten die Verantwortlichen ausschließlich bei PSA-Versagen eine Salvage-Behandlung ein.

Voraussetzung für Salvage-RT

Eine Strahlentherapie begann, wenn eines der folgenden Kriterien zutraf: 

  • PSA stieg dreimal in Folge an
  • zwei konsekutive Anstiege und PSA > 0,1 ng/ml

Es bestand nach median acht Jahren Follow-up kein signifikanter Unterschied hinsichtlich des fernmetastasenfreien Überlebens (HR für adjuvante RT 0,68; p = 0,095) oder des OS (HR 0,98; p = 0,92). Ähnliches galt für die Einleitung einer nicht im Protokoll festgelegten Hormontherapie sowie das biochemische PFS. Insgesamt erlitten nur wenige Personen ein Rezidiv oder starben. „Ein großer Teil der Salvage-Patient:innen benötigte weiterhin keine Behandlung“, betonte der Experte.

Häufige urologische Nebenwirkungen

Innerhalb der ersten 24 Monate hatten die adjuvant bestrahlten Teilnehmenden häufiger urologische Toxizitäten wie Zystitis, Hämat­urie und Strikturen der Urethra erlitten. „Diese Werte stabilisierten sich allgemein nach zwei Jahren, obwohl die Rate der Grad-3-Strikturen etwas nachließ“, merkte der Referent an. Dieselben Muster ließen sich ebenfalls auf Durchfälle und Proktitis übertragen. Bei Scores für Harn- und Stuhlinkontinenz hatten Patient:innen, die eine sofortige RT erhielten, über zehn Jahre hinweg höhere Werte. „Jene Erkrankten, die frühe Toxizitäten entwickelten, tendierten auch zu Spätfolgen, vor allem im adjuvanten Arm“, schlussfolgerte Prof. Clarke.

Zusammenfassend erwies sich eine frühzeitige Salvagetherapie als der adjuvanten RT ebenbürtig bezüglich Fernmetastasen, Gesamt­überleben und weiteren Parametern. Sie verursachte aber gleichzeitig weniger langfristige GI- und GU-Toxizitäten. Der Experte erinnerte erneut daran, dass ein großer Teil der Patient:innen im abwartenden Arm letztendlich keine Bestrahlung benötigte. „­RADICALS stützt die Anwendung einer frühzeitigen Salvage-Radiotherapie bei PSA-Versagen nach radikaler Prostatektomie statt einer adjuvanten Intervention“, ordnete der Uro-Onkologe abschließend ein.

Quelle:
Clarke N für Parker C et al. ESMO Congress 2023; Abstract 1764O