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Von Atemtraining bis Psychoedukation: So kommen junge Menschen mit ihrer Allergie zurecht

Autor: Friederike Klein

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die jungen Allergiker und Asthmatiker zu unterstützen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die jungen Allergiker und Asthmatiker zu unterstützen. © Klaus Eppele – stock.adobe.com
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Jüngere kümmern sich wenig um die eigene Gesundheit, wenden häufig Medikamente nicht wie verordnet an und haben eine geringe Risiko­wahrnehmung. Dennoch lässt sich das Selbstmanagement bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit allergischen Erkrankungen verbessern.

Ob psychologische Intervention, Unterstützung durch elektronische Angebote, Gleichaltrigen-Betreuung oder Atemtraining – all diese Maßnahmen können die Situation von jungen Menschen mit Asthma verbessern. Allerdings handelte es sich bei den Studien, die das belegen, oft um Pilotstudien oder Untersuchungen mit kleinen Fallzahlen. Zu anderen allergischen Erkrankungen fehlten ähnliche Untersuchungen bislang komplett, kritisieren Autoren einer systematischen Übersichtsarbeit.

Mehr Lebensqualität, weniger Symptome

Dr. Rebecca­ Claire Knibb vom Department of Psychology der Aston University in Birmingham und ein interdisziplinäres Expertenteam der Europäischen Allergie- und Asthma-Gesellschaft EAACI hatten die Evidenz für verschiedene Interventionen zur Förderung des Selbstmanagements und Steigerung des Wohlbefindens von 11- bis 25-Jährigen mit Asthma und allergischen Erkrankungen untersucht.

In die Suche schlossen die Autoren kontrollierte und randomisiert-kontrollierte Studien mit Interventionen bei Asthma, Nahrungsmittelallergie, allergischer Rhinokonjunktivitis, atopischer Dermatitis, chronischer Urtikaria und/oder Angioödem, allergischen gastrointestinalen Erkrankungen und komplexen allergischen Multisystemerkrankungen ein. 30 Publikationen zu 27 Studien entsprachen den Einschlusskriterien. Es wurden die folgenden Maßnahmen bei jungen Asthmatikern untersucht:

  • psychologische Interventionen ­ (n = 9)
  • elektronische (E-Health-)Interventionen (n = 8)
  • Schulungsangebote (n = 4)
  • von Gleichaltrigen (Peers) geleitete Interventionen (n = 5)
  • Wiederholung eines Atemtrainings (n = 1).

Die psychologischen Maßnahmen zielten auf Stressmanagement, Angst oder Depression, Bewältigungsstrategien und Selbstwirksamkeit. Sie verbesserten das Selbstwertgefühl, Lebensqualität, Bewältigungsstrategien, Stimmung und Asthma-Symptome. Die ­EAACI-Experten kritisieren, dass eine Replikation der Ergebnisse in weiteren Studien meistens fehlte und das Ausmaß der klinischen Relevanz der Daten noch unklar ist.

Studien mit E-Health-Maßnahmen wurden mit Jugendlichen oder jungen Erwachsenen durchgeführt. Die Interventionen reichten von einer pharmazeutischen Telefonberatung oder Videosprechstunde, um die Anwendung der Inhalationsgeräte zu überprüfen oder einzuüben, über Mobiltelefon- und Internet-Applikationen mit edukativen und Beratungselementen bis hin zu Patiententagebüchern. Signifikante Effekte gegenüber einer Kontrollgruppe zeigten sich für die Anwendung der Inhalationsgeräte, Therapieadhärenz und Lebensqualität. Wieder blieb aber die klinische Relevanz der Ergebnisse unklar.

Asthmaspezifische Schulungs­angebote verbesserten die Lebensqualität, die Symptomkontrolle und die Medikamenteneinnahme. Sie sorgten außerdem dafür, dass die jungen Patienten eher einen schriftlichen Behandlungsplan nutzten.

Mehr Selbstwirksamkeit durch Schulungen im Ferienlager-Stil

Durch Gleichaltrige geleitete Interventionen, beispielsweise das Triple-A(Adolescent Asthma Action)-Programm oder ein von Gleichaltrigen geleitetes Ferienlager auf der Basis eines Schulungsprogramms, steigerten Selbstwirksamkeit und Lebensqualität und verringerten Schulfehlzeiten. Die Autoren fordern große longitudinale Studien mit Interventionen bei allen allergischen Erkrankungen. Dabei seien validierte, patientenzentrierte und möglichst krankheitsspezifische Endpunkte notwendig.

Quelle: Knibb RC et al. Allergy 2020; DOI: 10.1111/all.14269