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Asthma: Schlechte Luft in Schulräumen sorgt für überempfindliche Atemwege

Autor: Dr. Judith Lorenz

Hoch konzentriert sind neben den kleinen Büfflern auch bakterielle Lipopolysaccharide. Hoch konzentriert sind neben den kleinen Büfflern auch bakterielle Lipopolysaccharide. © iStock/skynesher
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Immer mehr Schulkinder entwickeln ein Bronchial­asthma. Daran hat die Belastung der Unterrichtsräume mit inhalativen Allergenen, Schimmel, Schadstoffen und Endotoxinen wohl großen Anteil.

Klassenräume machen krank. Zu diesem Schluss kommen Dr. Brittany Esty, Boston Children‘s Hospital, und Dr. Wanda Phipatanakul, Harvard Medical School, Boston, nach einer Auswertung der aktuellen Studienlage. Sie untersuchten, wie stark Schulen in den USA, Holland, Schweden, Dänemark und Taiwan mit verschiedenen Asthma-Auslösern belastet sind.

Den Ergebnissen zufolge besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der schulischen Exposition gegenüber verschiedenen Allergenen bzw. Schadstoffen und dem Asthma im Kindesalter. Dabei stellt jede Schule und selbst jeder einzelne Klassenraum innerhalb eines Gebäudes bezüglich der Allergenkomposition ein Mini-Universum dar: Die Exposition hängt dabei von regionalen und klimatischen Besonderheiten sowie der Zusammensetzung des Schülerkollektivs ab.

So variiert beispielsweise die Belastung der Räume mit Küchenschabenallergenen je nach geografischer Lage sowie der Ethnizität und dem Grad der Armut in der Bevölkerung. Mausallergene finden sich dagegen relativ konsistent in Klassenzimmern, selbst dann, wenn keine offensichtlichen Spuren der Nagetiere wie Kot vorhanden sind. Die Höhe der Level von Tierhaar-Allergenen hängt im Wesentlichen von der Anzahl der Tierbesitzer im Einzugsgebiet ab. Bei gegen Hunde- oder Katzenhaare sensibilisierten Kindern reicht die indirekte Exposition in den Klassenräumen aus, um die Atem­wegserkrankung zu verschlechtern. Oftmals bieten die Räume auch für Schimmelpilze optimale Wachstumsbedingungen, insbesondere wenn ein feucht-warmes Klima herrscht.

Luftverschmutzung zählt ebenfalls zu den Asthma-Risikofaktoren. Schätzungen zufolge soll etwa ein Drittel der Schulkinder gegenüber Schadstoffen wie Feinstäuben und Stickstoffdioxid exponiert sein. Rußpartikel, Ozon, Bioaerosole, volatile organische Komponenten, Kohlendioxid und andere Schadstoffe verschlechtern ebenfalls die Luft in Schulen. Die starke Belastung der Klassenzimmer beruht häufig auf baulichen Eigenheiten wie der Belüftung und Instandhaltung der Gebäude sowie der meist verkehrsnahen Lage. Hinzu kommt, dass durch die Aktivität der Schüler die Schadstoffpartikel immer wieder aufgewirbelt werden, wodurch die inhalative Belastung zunimmt.

Bakteriengifte finden sich vor allem in den unteren Klassen

Bakterielle Endotoxine oder Lipopolysaccharide zählen ebenso zu den Übeltätern. Insbesondere in den niedrigeren Jahrgangsstufen sowie bei Schülerdichte muss man diesbezüglich mit hohen Konzentrationen rechnen. Kinder verbringen 7–12 Stunden pro Tag in der Schule, in Räumen mit zum Teil hoher Allergen- und Schadstoffbelastung.

Angesichts dieser starken Exposition stellt sich die Frage, ob sich die Asthmamorbidität der Schüler durch gezielte Interventionsstrategien – beispielsweise Aufklärung, Reinigungsmaßnahmen, Einsatz von Partikelfiltern, Schädlingsbekämpfung – langfristig senken lässt. Diese Maßnahmen sind allerdings logistisch aufwändig und erfordern von allen Beteiligten – Schülern, Eltern, Lehrern, Hausmeistern und den Behörden – ein hohes Maß an Mit- und Zusammenarbeit.

Allergene reduzieren – nur wie und was kostet‘s?

Allergenreduzierende Maßnahmen haben aber das Potenzial, die Gesundheitsgefährdung des Einzelnen und der Gesellschaft langfristig zu reduzieren, schließen die Autorinnen. Inwiefern dies gelingt und welche Kostenbelastungen mit solchen Interventionen einhergehen, soll eine aktuell laufende prospektive Studie klären.

Quelle: Esty B, Phipatanakul W. Ann Allergy Asthma Immunol 2018; 120: 482-487