
Rauch, Risiko, Ruß: Wenn Wälder brennen Waldbrandrauch schadet Herz, Kreislauf und Lunge

Eine der Folgen der Erderwärmung ist die immer größere Fläche, die durch Waldbrände zerstört wird. Der Rauch kann über 1000 km weit ziehen, verschmutzt die Luft und ist hochtoxisch. Es gilt, besonders vulnerable Gruppen zu schützen.
Lodern Flammen in der Vegetation oder in natürlichen Brennstoffen unkontrolliert, spricht man von einem Waldbrand. In den USA hat sich die davon betroffene Fläche in den letzten 30 Jahren verdreifacht. Bereits eine Feuersaison in Kanada verursachte CO2-Emissionen von über 2 Milliarden Tonnen. Zusätzlich zu klimaschädlichen Gasen setzen Waldbrände ein toxisches Gemisch frei, das u. a. Säuren, Metalle, Ruß und Staub enthält.
Die Rauchexposition durch Waldbrände hat seit 2002 um 77 % zugenommen. Dringend nötig sei also, die gesundheitlichen Auswirkungen genauer zu untersuchen, schreiben Prof. Dr. Thomas Münzel und Prof. Dr. Andreas Daiber vom Zentrum für Kardiologie der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz. Besonders gefährdet sind Personen mit pulmonalen und kardiovaskulären Erkrankungen. Durch Waldbrandrauch steigt die Zahl stationärer Aufenthalte wegen Exazerbationen von Asthma oder COPD; auch Schlaganfälle, Arrhythmien oder eine Verschlimmerung einer Herzinsuffizienz treten häufiger auf. Das Risiko für kardiovaskuläre Todesfälle steigt um 1,9–3,3 % – und zwar mit jeder Erhöhung der PM2,5 (Partikel mit einem Durchmesser von bis zu 2,5 µm) von 10 µg/m3 in der Luft. Feinstaub dieser Größe kann tief in die Lunge eindringen. Ultrafeinstaub (bis zu 0,1 µg) gelangt über die Riechnerven ins Gehirn und verursacht so eine Steigerung des Blutdrucks.
Neben Menschen mit Vorerkrankungen gibt es weitere Risikogruppen: Schwangere beziehungsweise deren Ungeborene, Kinder und Jugendliche sowie ältere Menschen. Außerdem sind Personen, die im Freien arbeiten und solche mit niedrigem sozioökonomischem Status gefährdet. Kinder sind besonders empfindlich gegenüber Luftverschmutzung, weil sie im Verhältnis zu ihrer Körpermasse höhere Luftvolumina einatmen als Erwachsene – mit möglichem negativem Einfluss auf die Entwicklung der Lunge.
Verhaltenstipps bei Waldbrand
- sich bevorzugt in Innenräumen aufhalten
- Geräte mit HEPA-Filter können die Luftqualität verbessern
- körperlich anstrengende Arbeit möglichst meiden
- besonders Gefährdete, insbesondere mit Vorerkrankung, sollten einen Ortwechsel erwägen
Je nach Ausmaß der Luftverschmutzung wird den genannten besonders empfindlichen Personengruppen geraten, vorübergehend ihren Wohnort zu ändern. Dabei ist zu beachten: Die Partikel können sich teilweise über 1.000 km weit durch die Luft verteilen und selbst wenn die Brände gelöscht sind, verbleiben Schadstoffe oft noch tagelang in der Luft. Schwelbrände setzen zudem meist noch giftigere Partikel frei als lodernde Flammen. Die Luftqualität sollte regelmäßig überprüft werden Dies gilt auch, wenn man nach Hause zurückkehren möchte.
Quelle: Münzel T, Daiber A. Dtsch Med Wochenschr 2025; 150: 772-779; DOI: 10.1055/a-2542-8711