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Krebsprävention Vorbeugen ist besser als heilen

Autor: Dr. Anne Benckendorff

Die vorrangigen Ziele einer Prävention bei chronischen Lebererkrankungen sind die Vermeidung oder Früherkennung von Leberzirrhose und hepatozellulärem Karzinom. Die vorrangigen Ziele einer Prävention bei chronischen Lebererkrankungen sind die Vermeidung oder Früherkennung von Leberzirrhose und hepatozellulärem Karzinom. © iStock/milan2099
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In der Gastroenterologie zielen Präventionsmaßnahmen meist auf das Vermeiden von Krebs. Der Trend geht hin zu mehr Individualisierung.

Helicobacter pylori

Mittlerweile wertet man schon den Nachweis von H. pylori bei beschwerdefreien Personen als Infektionskrankheit. Gemäß der in Kürze erwarteten neuen Leitlinie wird damit jede H.-pylori-Gastritis prinzipiell eine Indikation für eine Therapie darstellen, wie Prof. Dr. Siegfried Wagner, Donau-Isar-Klinikum Deggendorf, ausführte. Konkret nach H. pylori gesucht werden sollte bei Patienten mit peptischem Ulkus, MALT-Lymphom, Dyspepsie, ASS- bzw. NSAR-bedingten Blutungen, bei Risikopersonen zur Magenkarzinomprophylaxe sowie bei Patienten mit Eisenmangelanämie oder Immunthrombozytopenie. Therapeutisch wird in Zukunft die Bismutquadrupeltherapie der neue Erstlinienstandard sein. Falls sie nicht anschlägt, ist direkt eine Resistenzbestimmung vorzunehmen und die Zweitlinientherapie entsprechend auszuwählen. Die Eradikationskontrolle bleibt ein Muss.

Reflux

Weil chronische Refluxbeschwerden ein Barrett-Adenokarzinom begünstigen, ist die Indikation zur Ösophago-Gastro-Duodenoskopie großzügig zu stellen, empfahl Prof. Dr. Andrea May, Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden. Patienten mit Barrett-Ösophagus sollten regelmäßig mittels Chromoendoskopie überwacht werden, da sich Tumoren so in einem frühen Stadium detektieren lassen. Neben der Länge des Barrettösophagus gelten männliches Geschlecht, Nikotinkonsum, Adipositas und eine low grade intraepitheliale Neoplasie (LGIN) Als weitere Risikofaktoren. Als neuer Risikofaktor für ein Barrettadenokarzinom kristallisiert sich laut Prof. May ein Schlauchmagen heraus. Eine bestätigte LGIN stellt immer eine Indikation für die endoskopische Therapie dar.

Pankreaskarzinom

Ein erhöhtes Risiko für ein Pankreaskarzinom haben insbesondere Patienten mit bestimmten seltenen hereditären Tumorsyndromen (Lebenszeitrisiko bis zu 40 %), aber auch mit familiärem Pankreaskarzinom (Lebenszeitrisiko 16–30 % bei drei Verwandten ersten Grades), zystischen Pankreasläsionen und neu diagnostiziertem Diabetes mellitus. Das Risiko bei chronischer Pankreatitis wird nach Aussage von Prof. Dr. Roland Schmid, Klinikum rechts der Isar, München, dagegen eher überschätzt. Ein effektives Screening zur Frühdiagnose des Pankreaskarzinoms ist derzeit noch nicht möglich. 85 % aller Patienten sollen allerdings schon in den Jahren vor ihrer Pankreaskarzinomdiagnose eine gestörte Glukosetoleranz aufweisen. Dies könnte in Zukunft einen Ansatzpunkt für eine risikoadaptierte Früherkennungsstrategie darstellen.

CED als Präkanzerose

Karzinome in Kolon oder Rektum sind bei Betroffenen mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn häufiger als in der Allgemeinbevölkerung. Als besonders gefährdet gelten Patienten mit hoher Ausdehnung der Erkrankung und/oder primär sklerosierender Cholangitis, Dysplasien, starken Entzündungen, positiver Familienanamnese sowie einer längeren Erkrankungsdauer, sagte Prof. Dr. Jörg Hoffmann, St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus Ludwigshafen. Um Tumoren früher zu identifizieren und das Überleben zu verbessern, sollten Patienten mit hohem Risiko gemäß DGVS-Leitlinie jährlich, mit intermediärem Risiko alle zwei bis drei Jahre und mit niedrigem Risiko alle vier Jahre koloskopiert werden.

Chronische Leberleiden

Die vorrangigen Ziele einer Prävention bei chronischen Lebererkrankungen sind die Vermeidung oder Früherkennung von Leberzirrhose und hepatozellulärem Karzinom. Wie PD Dr. Birgit­ Terjung­, GFO Kliniken Bonn, ausführte, sollten nach HCV-Eradikation oder bei einer behandelten HBV-Infektion Labor- und Ultraschallkontrollen der Leber alle sechs Monate erfolgen. Gleiches gilt beim Vorliegen einer Zirrhose jedweder Genese sowie bei nicht-alkoholischer Fettleber und fortgeschrittener Fi­brose. Mit Blick auf die Diagnosestellung und Verlaufsbeobachtung einer (unklaren) Hepatopathie liegen die Kontrollintervalle in der Entscheidungsfreiheit des Arztes.

Quelle: Viszeralmedizin 2021