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Leberkrebs Prävention des hepatozellulären Karzinoms verbessern

DKK 2022 Autor: Friederike Klein

Der Anteil der HCC auf dem Boden einer Zirrhose wird durch Alkoholübergebrauch oder eine Fettlebererkrankung erhöht. Der Anteil der HCC auf dem Boden einer Zirrhose wird durch Alkoholübergebrauch oder eine Fettlebererkrankung erhöht. © PIC4U – stock.adobe.com
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 Die Prävention des hepatozellulären Karzinoms fängt damit an, schon leicht erhöhte Leberwerte ernst zu nehmen. Es gibt aber noch mehr Stellschrauben, an denen man drehen kann. Dazu gehört unter anderem die Diagnostik von Risikofaktoren und die leitliniengerechte Behandlung.

„Wir hatten gehofft, dass wir mit der verbesserten Behandlung der Hepatitis C auch die Inzidenz des hepatozellulären Karzinoms verringern können“, sagte Prof. Dr. Dr. Andreas Teufel, Universitätsklinikum Mannheim. „Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation, die Hepatitis C bis 2030 zu eliminieren, werden wir aber nicht erreichen.“ Aktuellen Daten zufolge würden auch mit der Eradikation der Hepatitis-C-Virus (HCV)-Infektionen lange nicht alle HCC verschwinden. In Asien und Afrika steigt die Inzidenz der durch eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) bedingten HCC. Zudem erhöhe sich der Anteil der HCC auf dem Boden einer Zirrhose durch Alkoholübergebrauch oder eine Fettlebererkrankung. „Ein Viertel der Bevölkerung hat erhöhte Leberwerte“, erklärte der Referent. Schon eine geringe Steigerung der Alaninaminotransferase bis zu zweifach über dem oberen Normwert erhöht die Mortalität um 21 %. „Wir müssen auch leicht erhöhte Leberwerte ernster nehmen“, so Prof. Teufel. 

Ein wichtiger Schritt für die HCC-Prävention wurde mit der Aufnahme eines einmaligen Tests auf Hepatitis B und C in den Check-up 35+ getan. Hausärzt:innen erhalten dafür eine Extravergütung. „Wir werden deshalb wieder mehr Hepatitis-C-Patient:innen in unseren Ambulanzen sehen“, prognostizierte Prof. Teufel. Die Kombination der Abfrage von Risikofaktoren für Hepatitiden wie i.v. Drogenabusus, Bluttransfusionen vor 1992 oder Einwanderung zusammen mit leicht erhöhten Leberwerten und HCV-Screening führen zu einer Diagnose einer unbekannten HCV-Infektion bei jeder/jedem 111. Gescreenten.

Einer Hepatitis B kann man durch eine Impfung vorbeugen. Diese werde bislang aber noch zu wenig umgesetzt, klagte der Referent. Dabei empfiehlt die STIKO die Vakzine inzwischen als Standardimpfung im Kindesalter oder als Nachholimpfung bis Ende des 17. Lebensjahres. In Taiwan führte die Einführung der Vakzine in den Folgejahren zu einer kontinuierlichen Abnahme der Inzidenz eines HCC. 

Zur Prävention eines HCC

Patient:innen mit Zirrhose können gezielt zur Prävention eines HCC behandelt werden. Laut Prof. Teufel ist aber bei jeder/jedem Fünften die Zirrhose nicht bekannt. Auch hier spielt die Abklärung erhöhter Leberwerte und HCV- oder HBV-Infektionen eine wichtige Rolle. Das HCC-Risiko von Zirrhose-Erkrankten beträgt in der westlichen Welt bei HCV- bzw. HBV-Infektionen 17 % bzw. 10 %. Ein HCC ohne vorbestehende Zirrhose ist selten und dann vor allem in der Gruppe der Betroffenen mit überbrückender Leberfibrose (F3) zu finden. 

Lebererkrankung überwachen!

Liegt eine Zirrhose, F3-Fibrose oder chronische Hepatitis B vor, wird zur Früherkennung eines HCC eine Ultraschallkontrolle alle sechs Monate empfohlen. Biomarker sind nicht verlässlich genug und helfen bislang nicht bei der Surveillance von Zirrhose, F3-Fibrose und chronischer Hepatitis B. 

Hat sich eine Person mit Hepatitis B infiziert, kann die Therapie mit Tenofovir und Entecavir das Risko für ein HCC senken. Dabei könnte Tenofovir eventuell einen größeren Vorteil bieten. Moderne Behandlungsoptionen ermöglichen rund 95 % der Hepatitis-C-Patient:innen eine Kuration, betonte Prof. Teufel. Mit den verfügbaren Rescuetherapien und weiteren Strategien geht man davon aus, dass nur einer von Tausend Betroffenen nicht geheilt werden kann. Laut dem Experten werden Menschen mit i.v. Drogenabusus, psychiatrischen Erkrankungen oder unklarer Compliance noch nicht immer entsprechend behandelt. Dabei sie sprechen sie genauso gut auf die Therapie an wie andere Gruppen.

Metformin kann das HCC-Risiko von Diabetes-Erkrankten senken und sollte laut Leitlinie im Fall einer Zirrhose und eines (Prä-)Diabetes großzügig eingesetzt werden. Statine scheinen nicht nur das Risiko der Dekompensation einer Leberzirrhose, sondern auch das der Entstehung eines HCC zu verringern. „Außerdem hält sich Kaffee erstaunlich gut in den Registerstudien“, sagte Prof. Teufel. Eine relevante Minderung des HCC-Risikos ist aber erst ab sechs Tassen koffeinhaltigen Kaffees täglich zu beobachten.

Quelle:
Teufel A. DKK 2022; Vortrag „Hepatitis, Zirrhose, hepatozelluläres Karzinom (HCC)“