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Wechseljahre: Nadeln, Salbe und niedrig dosiertes Clonidin lindern postmenopausale Beschwerden

Autor: Maria Fett

Bei vaginaler Trockenheit hat sich eine Intimpflegesalbe mit Paraffin und Vaseline bewährt. Bei vaginaler Trockenheit hat sich eine Intimpflegesalbe mit Paraffin und Vaseline bewährt. © Fotolia/Morkdam
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Leidet eine Frau unter postmenopausalen Symptomen, müssen nicht zwangsläufig systemische Hormone her. Oft ist ihr schon mit einer (hormonfreien) Lokaltherapie geholfen oder mit Akupunktur.

Bei vaginaler Trockenheit kann die Patientin zunächst inerte Gleitgele oder Melkfett probieren, erklärte die DEGAM-Präsidentin und langjährige Hausärztin Professor Dr. Erika Baum aus Biebertal. Zudem hat sich nach ihrer Erfahrung eine Intimpflegesalbe mit Paraffin und Vaseline bewährt. Studien zufolge sei sie genauso wirksam wie Hormone und spezielle Lubrikanzien.

„Antioxidanzien bitte ausreden, die bringen nichts“

Reicht das nicht aus oder hat eine vaginale Atrophie zu Brennen bzw. Jucken in der Scheide ggf. mit Ausfluss geführt, bestehen eine Dyspareunie oder rezidivierende Harnwegsinfekte, sollte man den Frauen eine lokale Östrogentherapie anbieten. Diese erfolgt mit niedrig dosiertem Östriol oder Östradiol zunächst einmal täglich für zwei Wochen, anschließend zweimal pro Woche oder seltener. Applikationsformen sind Vaginalzäpfchen bzw -tabletten, Creme oder Ring.

Relevant für Patientinnen mit therapiebedürftigen postmenopausalen Beschwerden, die Kontraindikationen gegen die Hormongabe aufweisen oder diese ablehnen, sind nicht-hormonelle Alternativen (s. Kasten). Prof. Baum plädierte unter anderem für niedrig dosiertes Clonidin. Von Cimicifuga und Isoflavonen hält sie dagegen nicht so viel, da diese nur sehr geringe Effekte erzielen. Soja bleibe ohne nennenswerte Wirkung. Bei entsprechenden Symptomen könne man auch Psychopharmaka einsetzen, allen voran Antidepressiva der Gruppen SSRI bzw. SRNI.

Patientinnen, die ganz auf Medikamente verzichten möchten, rät die Kollegin zur Akupunktur. In Studien habe diese in der Wirksamkeit sogar Gabapentin übertroffen. Verhaltenstherapie bietet sich bei depressiver Verstimmung an. Und nicht zu vergessen: Placebos. Mit denen kann eine „erhebliche Wirkung“ erzielt werden.

Kein Fall für die systemische Hormontherapie

  • Harninkontinenz (verschlechtert sich unter der Behandlung)
  • Therapiebeginn > 10 Jahre nach Menopause
  • Therapiebeginn, wenn Patientin > 60 Jahre (dann u.a. erhöhtes Demenzrisiko)
  • hohes Thromboserisiko
  • schwere Lebererkrankung
  • Porphyrie
  • (hohes Risiko für) Mammakarzinom und andere östrogen-/gestagenabhängige Tumoren
Besondere Vorsicht ist geboten bei:
  • kardiovaskulären Risikofaktoren (diese ausreichend kontrollieren)
  • vorhandenem Uterus (systemisches Östrogen mit Gestagen kombinieren, sonst steigt das Risiko für Endometriumkarzinom; dieses ist auch bei Patientinnen > 60 Jahre erhöht)
  • Hormontherapie nach Ovarialkarzinom

Für die allgemeinen Empfehlungen zu gesunder Ernährung (fünfmal täglich Obst usw.), Zuckerverzicht und mehr Bewegung wurden ebenfalls günstige Effekte auf postmenopausale Beschwerden nachgewiesen. „Anti-Aging-Strategien“ wie die vermehrte Einnahme von Antioxidanzien lehnt Prof. Baum ab. „Bitte ausreden, das bringt nichts.“

Ausreichend Vitamine, Mineralien und Tageslicht

Die Patientinnen sollten prinzipiell auf eine ausreichende Versorgung mit Folsäure, Vitamin B12 sowie Kalzium (1000 bis max. 2000 mg/d) über die Nahrung achten. Gegebenenfalls muss supplementiert werden. Zudem gilt es, Untergewicht zu vermeiden, möglichst nicht zu rauchen und sooft wie möglich ans Licht zu gehen. Nichts falsch machen kann man mit der Gabe von Vitamin D (800–1000 IE/d). Da es sich um ein fettlösliches Vitamin handelt, ist jedoch darauf zu achten, dass man es zur Hauptmahlzeit einnimmt.

Quelle: 43. practica