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Sporenflug Weiterhin keine soliden Vorhersagen für Schimmelpilzallergiker

Allergiekongress 2023 Autor: Stefanie Menzel

Malerisch in der Computeranimation, giftig in der Lunge: der Schimmelpilz Aspergillus. Malerisch in der Computeranimation, giftig in der Lunge: der Schimmelpilz Aspergillus. © Science Photo Library/Hipersynteza
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Schimmelpilzsporen spielen als Allergieauslöser zunehmend eine Rolle. Dennoch sind Informationen zu diesen Allergenen deutlich dünner gesät als z.B. zu Gräser- oder Baumpollen.

Etwa 3,0 % der Erwachsenen in Deutschland sind gegen den Schimmelpilz Alternaria alternata senibilisiert, 2,3 % gegen Aspergillus fumigatus und 1,3 % gegen Cladosporium herbarum. Schwellenwerte, ab denen Patienten über allergische Symptome berichten, sind aber nur für wenige Schimmelpilzgattungen beschrieben, sie liegen zwischen 50 und 3.000 Sporen/m3 Luft. Neben Sporen enthalten allerdings auch Bruchstücke von Pilzhyphen Allergene, die in großer Menge in die Luft gelangen.

Die mangelnde Datenlage geht vor allem zu Lasten der betroffenen Patienten und muss sich ändern, stellte Dr. rer. medic. Barbora Werchan von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) in Berlin fest. Zur Erfassung der Sporenkonzentration nutzt der PID volumetrische Pollenfallen, die Außenluft ansaugen und auf einen Klebestreifen lenken. Bei der mikroskopischen Auswertung der Streifen des Jahres 2022 fanden sich am häufigsten Alternaria und Cladosporium (30 bzw. 15 Stationen), seltener Epicoccum und Pleospora. Im Vergleich der Konzentrationen mit denen der Vorjahre fällt für alle ausgewerteten Arten eine kontinuierliche Zunahme auf.

Sporen überschneiden sich saisonal mit Baumpollen

Innerhalb eines Jahres schwankt die Intensität des Sporenflugs. Die Saison erstreckt sich über die Monate April bis November mit unterschiedlichen Hochzeiten: Während Cladosporium und Alternaria fast ausschließlich in den Sommermonaten fliegen, liegt die Hochphase von Epicoccum im Herbst, die von Pleospora im Frühling. Somit ergeben sich Überlappungen mit dem Pollenflug von Bäumen (Pleospora), Gräsern (Cladosporium), Wegerich und Beifuß (Alternaria) sowie Ambrosia (Epicoccum). Das hat Auswirkungen auf die Allergiediagnostik. Spätestens bei unklaren Testergebnissen für pflanzliche Allergene sollte man an Schimmelpilze denken, riet Dr. Werchan. Besser wäre es, Alternaria, Cladosporium und Epicoccum von vornherein mitzutesten, so die Empfehlung der Expertin.

Was tageszeitliche Schwankungen betrifft, muss man zwischen städtischen und ländlichen Bereichen unterscheiden. Während für Alternaria beispielsweise in Berlin eine relativ gleichbleibende Belastung gemessen wurde, stieg sie im schleswig-holsteinischen Borstel gegen Abend kräftig an. Besonders an warmen, windigen Tagen während der Erntezeit (Juli/August) wird sie für Allergiker in ländlichen Regionen zum Problem.

Dr. Werchan betonte abschließend, dass ein deutschlandweites Sporenmonitoring dringend geboten ist. Aktuell stehen jedoch Messdaten und klinische Informationen nur sehr limitiert zur Verfügung. Neben Geld braucht man für belastbare Vorhersagen auch die Mitarbeit der Ärzteschaft, um mehr Daten zu Sensibilisierungen, Allergenen und Schwellenwerten zu sammeln.

Quelle: Allergiekongress 2023