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Wie der Mond auf die menschliche Psyche wirkt

Autor: Michael Brendler

Viele Menschen wollen nicht glauben, selbst für ihr Verhalten verantwortlich zu sein, und schieben es deswegen auf die Mondphasen. Viele Menschen wollen nicht glauben, selbst für ihr Verhalten verantwortlich zu sein, und schieben es deswegen auf die Mondphasen. © Anton – stock.adobe.com
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Manche machen den Mond für psychische Leiden und sogar für Epilepsie mitverantwortlich. Gibt es belastbare Daten für diese Vorstellung?

Wenn der Mond irgendeinen Einfluss auf psychische Krankheiten hätte, müsste das in Graubünden eigentlich zu sehen sein, glaubt Dr. Gupta­ Rahul­. Allein zwischen 2005 und 2015 nahmen die Ärzte der beiden Kliniken des psychiatrischen Dienstes des Schweizer Kantons zeitweise fast 18 000 Personen auf. Würde der Erdtrabant tatsächlich den menschlichen Geist verwirren und zu Psychosen beitragen, dann würde sich ein solches Muster dort sicherlich abbilden, ist sich Dr. Rahul sicher.

Ein Zusammenhang mit den Mondphasen ließ sich weder für Aufnahmen noch für Entlassungen oder Aufenthaltsdauern feststellen. Das galt auch, wenn die Forscher nach dem Geschlecht der Patienten oder nach einzelnen Diagnosen differenzierten. Andere Wissenschaftler mussten sich in der Vergangenheit vorhalten lassen, den Einfluss des Erdtrabanten nicht differenziert genug betrachtet zu haben.

Die Annahme, dass der Mond sowohl Leben als auch Emotionen des Menschen prägt, ist schon seit Tausenden von Jahren verbreitet, wundern sich die Autoren. Obwohl die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien in eine ganz andere Richtung deuten.

„Der Grund für die Persistenz dieser Einstellung findet sich wahrscheinlich nicht in rationalem Denken“, so Dr. Rahul. Seiner Meinung nach sehnen sich viele Menschen auf emotionale und grundlegende Weise danach, nicht selbst die volle Verantwortung für das eigene Verhalten übernehmen zu müssen. Es sei leichter zu glauben, dass Handeln und Gefühle unter dem Einfluss einer höheren Macht stehen.

Quelle: Gupta R et al. Swiss Med Wkly 2019; 149: w20070; DOI: 10.4414/smw.2019.20070