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Intraepitheliale Neoplasien An der Vulva lieber cremen als schneiden

Autor: Dr. Judith Lorenz

Imiquimod kann bei einer vulvären HSIL als Therapie der ersten Wahl empfohlen werden, sofern die betroffene Patientin die längere Therapiedauer akzeptiert, die Behandlung konsequent durchführt und regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnimmt. Imiquimod kann bei einer vulvären HSIL als Therapie der ersten Wahl empfohlen werden, sofern die betroffene Patientin die längere Therapiedauer akzeptiert, die Behandlung konsequent durchführt und regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnimmt. © iStock/Md Saiful Islam Khan
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Intraepitheliale Neoplasien der Vulva werden immer häufiger. Eine Behandlungsoption ist die Exzision. Doch die lokale Therapie mit Imiquimod führt zu ebenso guten Ergebnissen.

Die topische Behandlung mit Imiquimod stellt bei hochgradigen intraepithelialen Plattenepithelneoplasien der Vulva (high-grade squamous intraepithelial lesions; HSIL) eine sichere und effektive Alternative zur chirurgischen Therapie dar, so das Ergebnis einer österreichischen Phase-3-Studie.

Von diesen mehrheitlich durch persistierende Infektionen mit HPV-Viren verursachten Läsionen sind immer mehr insbesondere jüngere Frauen betroffen. Die Exzision ist nicht ohne Risiken und kann aufgrund kosmetischer Defekte erhebliche psychosexuelle Belastungen nach sich ziehen, erläutert Prof. Dr. Gerda Trutnovsky von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Graz. Zudem erleiden bis zu 50 % der Frauen ein Rezidiv. Gemeinsam mit Kollegen verglich sie die lokale und die operative Therapiestrategie im Rahmen einer Phase-3-Studie, an welcher sich 110 Patientinnen im Alter von 18 bis 90 Jahren beteiligten. In 78 % der Fälle lagen unifokale und in 22 % multifokale vulväre HSIL vor. Je etwa die Hälfte der Frauen unterzog sich einer chirurgischen Exzision/Ablation bzw. applizierte über vier bis sechs Monate den Immunmodulator Imiquimod. Alle Patientinnen absolvierten nach sechs und zwölf Monaten Vulvoskopien, Biopsieentnahmen sowie HPV-Tests und wurden zum subjektiven Behandlungsergebnis befragt.

80 % der mit Imiquimod behandelten Frauen erreichten ein klinisches Komplettansprechen. Die Lokaltherapie war der chirurgischen Therapie dabei statistisch nicht unterlegen: Die operative Behandlung erzielte in 79 % der Fälle ein entsprechendes Ergebnis. Ein invasives Vulvakarzinom diagnostizierten die Forscher bei fünf chirurgischen Primäreingriffen, aber bei keiner der vollständig mit Imiquimod behandelten Frauen. Im Hinblick auf die Therapienebenwirkungen, die HPV-Clearance, die gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie die Behandlungszufriedenheit unterschieden sich die beiden Therapiestrategien nicht wesentlich.

Offen bleibt, wie hoch das Rezidivrisiko ist

Imiquimod kann bei einer vulvären HSIL als Therapie der ersten Wahl empfohlen werden, sofern die betroffene Patientin die längere Therapiedauer akzeptiert, die Behandlung konsequent durchführt und regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnimmt, so das Fazit der Forscher. Langzeituntersuchungen müssen nun klären, mit welchem Rezidivrisiko nach der Behandlung zu rechnen ist.

Quelle: Trutnovsky G et al. Lancet 2022; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)00469-X