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Antihypertensiva und Statine sind kein Ersatz für Lebensstiländerungen

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Zur kardiovaskulären Prävention gehört weit mehr als das einfache Einnehmen von Medikamenten, denn auch der Lebensstil muss passen. Zur kardiovaskulären Prävention gehört weit mehr als das einfache Einnehmen von Medikamenten, denn auch der Lebensstil muss passen. © iStock/anilakkus
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Startet ein Patient die präventive Therapie mit Statinen oder Antihypertensiva, ist er über seinen Zustand soweit informiert, dass er auch weiterhin auf Bewegung und Gewichtsreduktion achtet? Weit gefehlt.

Von allen Seiten wird eine Lebensstilveränderung zur kardiovaskulären Prävention empfohlen – vor und in Kombination mit Pharmaka. Wie wirkt sich der Beginn einer antihypertensiven oder lipidsenkenden Therapie auf deren Umsetzung aus? Sind Patienten dann motivierter oder lassen sie eher in ihren Bemühungen nach? Bisher gibt es dazu widersprüchliche Daten.

Mit Fettsenkern Behandelte bewegten sich weniger

Professor Dr. Maarit J. Korhonen­ vom Institut für Biomedizin der Universität Turku und Kollegen versuchten kürzlich, diese Frage in einer großen Kohortenstudie zu beantworten. Einbezogen waren mehr als 40 000 Personen aus der Finnish Public Sector Studie, die mindestens 40 Jahre alt waren und zu Beginn frei von kardiovaskulären Erkrankungen. Um in der Analyse berücksichtigt zu werden, mussten die Probanden auch an mindestens zwei der konsekutiven Befragungen teilgenommen haben, die zwischen 2000 und 2013 in Abständen von vier Jahren stattgefunden hatten.

Wie veränderten sich Body-Mass-Index, körperliche Aktivität, Alkoholkonsum und Rauchgewohnheiten bei Teilnehmern, wenn sie eine Statin- oder Antihypertensiva-Therapie begannen, im Vergleich zu denen, die keine Therapie erhielten?

Möglicherweise meinten viele, durch die Medikation auf Lebensstilmaßnahmen verzichten zu können. Denn nach Beginn der Therapie nahmen sie im Mittel stärker zu und bewegten sich weniger. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der vier Jahre inaktiv oder adipös zu werden, war bei Therapieeinsteigern höher – für Letzteres nahm sie sogar um 82 % zu. Auf der anderen Seite hörten sie häufiger auf zu rauchen und reduzierten im Mittel ihre Alkoholmenge stärker als die Kontrollgruppe – die Wahrscheinlichkeit für einen übermäßigen Alkoholkonsum reduzierte sich allerdings nicht.

Patienten zu Beginn der Therapie ins Gewissen reden

Geht der Start einer präventiven kardiovaskulären Therapie auf Kosten der positiven Effekte aus Lebensstiländerungen, kann das insbesondere bei Menschen mit weniger hohem Risiko die Effektivität schmälern. Man muss also Patienten zu Beginn der Therapie mit Statinen oder Antihypertensiva mit Nachdruck ans Herz legen, wie wichtig weiterhin Gewichtsreduktion und körperliche Aktivität bleiben, betonen die Autoren.

Quelle: Korhonen MJ et al. J Am Heart Assoc 2020; 9: e014168; DOI: 10.1161/JAHA.119.014168