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Herzinsuffizienz Bei starkem Durst Diuretika anpassen und mehr Flüssigkeit erlauben

Autor: Maria Weiß

Bei sehr durstigen Patienten mit stabiler Herzinsuffizienz muss die Dosierung des Schleifendiuretikums gegebenenfalls angepasst werden. Bei sehr durstigen Patienten mit stabiler Herzinsuffizienz muss die Dosierung des Schleifendiuretikums gegebenenfalls angepasst werden. © iStock/Wanniwat Roumruk
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Die üblicherweise bei Herzinsuffizienz angeordnete Flüssigkeitsrestriktion macht die Patienten offenbar nur durstig und müde, bringt aber sonst nicht viel. Schleifendiuretika im Überschuss tragen ein Übriges zum quälenden Durstgefühl bei.

Neben Fatigue, Dyspnoe und Ödemen leiden Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz häufig unter quälendem Durst. Wesentliche Ursache dafür dürfte die oft empfohlene Flüssigkeitsrestriktion bei gleichzeitiger Diuretikagabe sein, schreiben Dr. Martje van der Wal von der Universität Linkoping und Kollegen. Mit einer Querschnittsstudie sind die Wissenschaftler dem Problem auf den Grund gegangen. Eingeschlossen waren 100 Personen mit stabiler Herzinsuffizienz, meist NYHA-Klasse II. Sie füllten einen Fragebogen zu Durst und anderen Symptomen aus. Zudem sollten sie über drei Tage ein Ernährungsprotokoll führen und über 24 Stunden hinweg ihren Urin sammeln.

62 % hielten sich nicht an die Flüssigkeitsrestriktion

Im Mittel lag das Durstgefühl auf einer Skala von 1 bis 100 bei 28. Jeder Vierte klagte über sehr starken Durst mit einem durchschnittlichen Punktwert von 53. Den meisten Patienten war eine Flüssigkeitsrestriktion von maximal 2 Litern bzw. 1,5 Litern (37 % bzw. 32 %) verordnet worden, fast alle (97 %) sollten auf Kochsalz verzichten. 79 % der Teilnehmer gaben an, die Empfehlungen zu befolgen. Bei den 68 Patienten, die ein vollständiges Ernährungsprotokoll ablieferten, lag die tägliche Trinkmenge im Mittel bei 1,8 Litern, die Natriumaufnahme im Schnitt bei 2,2 Gramm pro Tag. Nach genauerer Überprüfung zeigte sich, dass sich zwei von drei Patienten (62 %) nicht an die empfohlene Trinkmenge hielten. Bei der Salzrestriktion war die Adhärenz besser.

Unter Schleifendiuretika besonders starker Durst

Patienten mit starkem Durstgefühl nahmen im Mittel mehr Schleifendiuretika ein und litten häufiger unter Fatigue (64 % vs. 31 %). Das Urinvolumen lag bei ihnen mit 2 Litern innerhalb von 24 Stunden gegenüber 1,7 Litern deutlich höher, die Natriumausscheidung unterschied sich dagegen kaum. Zugleich war der Durst mit einer gesteigerten Natriumaufnahme verbunden.

Angesichts dieser Ergebnisse halten es die Wissenschaftler für angebracht, bei sehr durstigen Patienten mit stabiler Herzinsuffizienz die Dosierung des Schleifendiuretikums gegebenenfalls anzupassen. Auch sollte ihrer Ansicht nach die generelle und strenge Flüssigkeitsrestriktion auf den Prüfstand.

Quelle: van der Wal MHL et al. ESC Heart Fail 2022; DOI: 10.1002/ehf2.13960