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Beim Herzschutz durch Kaffee kommt es auf die Zubereitungsart an

Autor: Dr. Sascha Bock

Kaffee aus einer French Press wirkt kaum kardioprotektiv. Kaffee aus einer French Press wirkt kaum kardioprotektiv. © iStock/microgen
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Seit über 500 Jahren trinken Menschen Kaffee. Und seit jeher wird über dessen Einfluss auf die Gesundheit gestritten. Noch heute kommen Metaanalysen zu widersprüchlichen Ergebnissen. Durch populationsspezifische Faktoren ließe sich die heterogene Studienlage womöglich erklären.

Vom Heilmittel gegen quasi alle Krankheiten bis hin zur Ursache allen Übels war über die Jahrhunderte jede Meinung zum Kaffee vertreten, schreiben Professor Dr. Aage Tverdal, Norwegian Institute of Public Health, Oslo, und Kollegen. Wenn es um das Herzrisiko von Kaffeekonsumenten geht, scheint die Aufbrühmethode und im Speziellen den Gebrauch eines Papierfilters eine Rolle zu spielen. Im Vergleich zu gefiltertem Kaffee enthält ungefilterter das 30-Fache an lipidsteigernden Substanzen, namentlich Kahweol und Cafestol. Das könnte z.B. zu einem erhöhten KHK-Risiko beitragen, so die Vermutung.

Um den Zusammenhang zwischen Zubereitungsart und Herzrisiko zu untersuchen, nutzten die Forscher Daten aus drei großen Bevölkerungsstudien. Zwischen 1985 und 2003 hatten mehr als 500 000 herzgesunde Personen Angaben zu ihren Kaffeevorlieben gemacht. Unter Berücksichtigung potenzieller Störfaktoren wurden die Teilnehmer hinsichtlich der kardiovaskulären Endpunkte im Durchschnitt 20 Jahre lang nachbeobachtet.

Traditionell bevorzugen Norweger Filterkaffee. Mit einem Anteil von 59 % bestätigte die Studienpopulation diese Präferenz. 12 % mochten gar keinen Kaffee und 20 % tranken ungefilterten. Zubereitet wird Letzterer z.B. mit einer Cafetière, auch bekannt als French Press oder – auf Deutsch – Pressstempelkanne. Den ebenfalls ungefilterten Kapselkaffee gab es zum Zeitpunkt der Befragungen noch nicht.

Über die Auswertung können sich vor allem Fans des guten alten Filters freuen. Gegenüber den Kaffeeabstinenten profitierten die Filterliebhaber von einer 15%igen Reduktion der Gesamtmortalität, die kardiovaskuläre Sterblichkeit ging bei Männern um 12 % und bei Frauen um 20 % zurück. Verantwortlich für diesen Überlebensvorteil könnten u.a. die im Kaffee enthaltenen Antioxidanzien sein, so die Autoren.

Weniger gut schnitt das ungefilterte Aufbrühen ab. Die adjustierten Hazard Ratios (HR) von Gesamt- bzw. kardiovaskulärer Mortalität betrugen für Männer/Frauen: 0,96/0,91 und 0,97/0,83. Männer ab einem Alter von 60 Jahren schienen ihrem kardiovaskulären System mit ungefiltertem Kaffee sogar eher zu schaden (HR 1,19).

Bei hohem Cholesterin besser einen Papierfilter benutzen

Insgesamt waren ein bis vier Tassen täglich mit der niedrigsten Sterblichkeit verbunden, mehr als acht Tassen mit der höchsten. Initial lagen die Serumcholesterinspiegel übrigens bei 215 mg/dl (Kaffeeabstinenz), 222 mg/dl (Filternutzung) und 234 mg/dl (Filterverzicht). Wer ohnehin mit hohen Cholesterinspiegeln zu kämpfen hat, sollte von einer filterfreien Zubereitungsart also besser die Finger lassen, heißt es in einer begleitenden Pressemitteilung.

Quelle: Tverdal A et al. Eur J Prev Cardiol 2020; DOI: 10.1177/2047487320914443