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Hepatozelluläres Karzinom Zum Schutz der Leber

Diabetes Kongress 2023 Autor: Dr. Miriam Sonnet

Obwohl Diabetes das Risiko eines HCC deutlich erhöht, gibt es für Patient:innen keine spezielle Leberkrebs-Vorsorgestrategie. Obwohl Diabetes das Risiko eines HCC deutlich erhöht, gibt es für Patient:innen keine spezielle Leberkrebs-Vorsorgestrategie. © shidlovski – stock.adobe.com
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Für Menschen mit Diabetes gibt es keine spezielle Leberkrebs-Vorsorgestrategie – ­obwohl dieser das Risiko eines HCC deutlich erhöht. Es besteht aber die Option, zuverlässig und nicht­invasiv eine Fibrose zu bestimmen, die wiederum einer Zirrhose bzw. einem HCC vorausgeht.

Ein Diabetes erhöht das Risiko, an einem hepatozellulären Karzinom (HCC) zu erkranken, um das Dreifache. Besonders hoch ist es für Menschen mit schlecht eingestelltem Diabetes, erläuterte PD Dr. ­Münevver ­Demir von der Charité­ – Universitätsmedizin in Berlin. Auch das Risiko für eine Zirrhose, Präkanzerose für das HCC, steige mit Vorliegen eines metabolischen Syndroms und eines Diabetes, so die Referentin.

Die Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Hepatozellulären Karzinoms und biliärer Karzinome“ empfiehlt derzeit für Patient:innen mit Zirrhose die Teilnahme an einer HCC-Früherkennung alle sechs Monate mittels Ultraschall. Die Expert:innen verweisen zudem darauf, dass ein metabolisches Syndrom und ein Typ-2-Diabetes zum einen für die nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD), aber auch für eine bestehende Lebererkrankung an sich bedeutsam sind. Eine gesonderte Empfehlung, Menschen mit Diabetes auf ein HCC regelmäßig zu screenen, gibt es allerdings nicht. Die Autor:innen raten lediglich dazu, bei Patient:innen mit chronischer Leber­erkrankung und nicht-insulin­ab­hängigem Diabetes eine Behandlung mit Metformin zu prüfen, um das HCC-Risiko zu senken.

Zwölffach höheres Risiko unter fortgeschrittener Fibrose

Entscheidend für den Verlauf einer Lebererkrankung, egal welcher Ätiologie, sei der zugrunde liegende Fibrosegrad, betonte Dr. ­Demir. Diesen könne man, zumindest orientierend, gut nichtinvasiv bestimmen – und zwar mit dem FIB4-Score, der auf Routine­parametern beruht. Empfehlenswert sei das z.B. für Menschen mit Diabetes. Patient:innen mit hohem Risiko für eine fortgeschrittene Fibrose (FIB4: > 2,67) sollten möglichst in die hepatologische Spezial­versorgung, zumindest aber in die HCC-Überwachung, gehen. Personen mit intermediärem Risiko (FIB4: 1,3–2,67) erhalten eine weiterführende Diagnostik mittels transienter Elasto­grafie. Dass der FIB4-Score tatsächlich aussagekräftig ist, demonstrierten die Autor:innen einer aktuellen Studie: Darin eingeschlossen waren knapp 30.000 Personen mit NAFLD. Diejenigen mit einem FIB4 ≥ 1,3 hatten ein zwölffach erhöhtes HCC-Risiko.

Mediziner:innen der Charité Berlin entwickelten einen speziellen Leber-Check-up unter anderem für Menschen mit Diabetes und metabolischem Syndrom. Die Termin­vergabe erfolgt schnell – innerhalb von zwei Wochen. Anschließend schauen sich die Kolleg:innen die Befunde an, führen einen Fibroscan durch und geben eine hepatologische Einschätzung inklusive Handlungsempfehlung. „So ist es uns gelungen, einige Patient:innen mit fortgeschrittener Fibrose und der Notwendigkeit zur Listung für eine Lebertransplantation zu identifizieren“, erläuterte die Expertin. Ein Großteil konnte aber auch wieder in die Schwerpunktversorgung zurückgeschickt werden. 

Quelle:
Demir M. Diabetes Kongress 2023; Vortrag „Leberkrebsvorsorge bei Diabetes und metabolischem Syndrom“